Die Priester Gustavo Carrara (links), Jose Maria Di Paola (Mitte) und Lorenzo de Vedia (rechts)

REUTERS/Enrique Marcarian

Der Freund des Papstes

José di Paola, auch „Padre Pepe“ genannt, lebt als Priester in einem der Elendsviertel von Buenos Aires. In Argentinien ist er eine Legende. Der 51–Jährige hat vor rund 20 Jahren angefangen, in den „Villas“, den Slums, zu arbeiten – mit den Ärmsten der Armen, mit drogenabhängigen Jugendlichen, ausgebeuteten Frauen, mit Menschen ohne Hoffnung und Arbeit.

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FeierAbend, Mariä Empfängnis, 8.12., 19.52 Uhr, ORF 2

Seine Pfarre „Virgen de Caacupé“ wurde zum Modell der Armenmission in Argentinien – gerade auch mit der Unterstützung des damaligen Erzbischofs von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, dem heutigen Papst Franziskus. Papst Franziskus ließ es sich nicht nehmen, die „Villa“ und ihren Pfarrer immer wieder zu besuchen – zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln, ohne Limousine und Sicherheitspersonal, obwohl die Elendssiedlung als gefährlich gilt, obwohl Raub und auch Mord hier an der Tagesordnung sind.

Padre Pepe und der jetzige Papst, Jorge Mario Bergoglio, wurden Freunde, und sind es bis heute geblieben. Der streitbare und mutige Priester wurde später von Bergoglio aufs Land versetzt – es gab Morddrohungen der Drogenmafia. Jetzt ist Padre Pepe wieder da, in einer anderen Elendssiedlung, aber immer noch voller Tatendrang. Die „Villa 21“ bleibt für ihn Heimat, dort „gehört er hin“, dort will er später für immer bleiben.

Für die Bewohner ist er ein Held. Viele sprechen Guaraní, eine Indiosprache, und können sich auf Spanisch nur schlecht verständigen. Selbst wenn sie eine Ausbildung haben, bleiben die „Villeros“ in der argentinischen Gesellschaft Außenseiter, die es schwer haben, eine feste Anstellung zu finden. Viele Jugendliche konsumieren „Paco“, ein Crack-ähnliches Abfallprodukt aus der Kokainproduktion, und werden zu leichten Opfern, später oft auch zu Mitgliedern bewaffneter krimineller Banden.

Padre Pepe und der spätere Papst Franziskus entwickelten ein Modell umfassender Hilfe: Rehabilitationszentren im Slum, in denen die Jugendlichen Aufnahme und Schutz finden, Horte für Straßenkinder, Schulen, ein Polytechnikum, in dem Jugendliche auch einen handwerklichen Beruf erlernen. Dazu betreibt die Pfarre „Virgen de Caacupé“ einen Radiosender und eine Zeitung, um jungen Menschen eine Medienerziehung zu geben und die Anliegen und Angebote der Pfarre zu verbreiten.

Alten Menschen hilft man mit einem Begegnungszentrum und Armenküchen. 20 Priester leben verteilt im Slum und betreuen rund 50.000 Bewohner. Das System wurde auf andere Elendsviertel in der Hauptstadt übertragen und hilft dort weiter, wo der Staat mit seinen Einrichtungen fehlt oder nicht durchdringen kann.

Wer die Haltung von Papst Franziskus zu sozialen und ethischen Fragen und seine aufsehenerregenden Gesten und Handlungen im ersten Jahr seines Pontifikats verstehen will, muss in die „Villas“ hineinsehen. Hier haben er und eine Gruppe engagierter Priester und Laien vorgelebt, von welcher Kirche sie reden. Von einer Kirche, die sich an Jesus misst, der als hilfloses Kind einer Flüchtlingsfamilie, in ärmsten Verhältnissen zur Welt gekommen ist.

Ein Film von Peter Beringer
Redaktion: Barbara Krenn