Wie Flüchtlinge denken

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Flüchtlinge: Diskussion über „Bekenntnis zu Werten“

Flüchtlinge: Diskussion über „Bekenntnis zu Werten“ | Was bringt der Zwang? Burka-Verbot in den Niederlanden | Der Druck wächst: „Islamisierung“ durch Schulbücher in Ägypten |
Gastprediger: Heinz Fischer spricht in evangelischer Kirche

Sendungsprofil Orientierung

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Sendungshinweis

„Orientierung“ am Sonntag,
29.01.2017, 12.30 Uhr, ORF 2
Wiederholung am 31.01.2017, 10.30 Uhr, ORF III

Flüchtlinge: Diskussion über „Bekenntnis zu Werten“

Vorläufige Ergebnisse einer Studie sorgen für Diskussion: 90 Prozent der Befragten - anerkannte Flüchtlinge - würden die Demokratie als ideale Staatsform sehen.

40 Prozent seien der Meinung, dass religiöse Gebote über staatliche Vorschriften zu stellen sind. Verfasst wird die Studie, an deren Finalisierung noch gearbeitet wird, von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Auftrag des Integrationsressorts.

Weiteren, bisher vorliegenden Zahlen zufolge bejahen 82 Prozent den Wert der Gleichberechtigung von Mann und Frau, 81 Prozent würden für die Befolgung von religiösen Bekleidungsvorschriften plädieren.

Über Ziel und Zweck der Studie und über gesellschaftspolitische Herausforderungen angesichts von Fluchtbewegungen kommen zu Wort: der Integrationsexperte Kenan Güngör, Susanne Knasmüller, Leiterin der Abteilung Integrationskoordination im Außenministerium und Mojtaba Tavakoli, er ist vor neun Jahren aus Afghanistan geflüchtet und studiert in Wien Biochemie.

Bericht: Sandra Szabo, Klaus Ther; Länge: 6 Minuten

Was bringt der Zwang? Burka-Verbot in den Niederlanden

Frankreich und Belgien waren Vorreiter – nun wollen auch die Niederlande die Vollverschleierung verbieten lassen. Das umgangssprachlich als „Burka-Verbot“ bezeichnete Gesetz – es geht v.a. um Burka und Niqab - ist schon seit Jahren in der politischen Diskussion.

Nun dürfte es im Frühjahr tatsächlich endgültig beschlossen werden. Vollverschleierte Frauen müssen dann in öffentlichen Einrichtungen, wie Schulen, Krankenhäusern oder in Amtsstuben mit einer empfindlichen Strafe von etwa 400 Euro rechnen. Auch das Nutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln ist mit Vollverschleierung nicht mehr gestattet.

Dabei ist die Sinnhaftigkeit dieses Vorhabens umstritten. Laut Schätzungen wären im ganzen Land rund 250 muslimische Frauen von diesem Verbot betroffen. Und die organisieren sich und wehren sich mit Argumenten. Die „Orientierung“ hat in den Niederlanden Niqab tragende Aktivistinnen getroffen, aber auch Fürsprecher des Vollverschleierungsverbots befragt.

Bericht: Cornelia Primosch, Länge: 7 Minuten

Der Druck wächst: „Islamisierung“ durch Schulbücher in Ägypten

Auf etwa zehn Prozent wird der Anteil der Christen in Ägypten geschätzt, das wären mehr als acht Millionen Menschen. Doch in vielen Bereichen bleiben Christen – der weitaus überwiegende Teil sind Kopten – „Bürger zweiter Klasse“.

Ein aktuelles Beispiel dafür: das Schulwesen. Das nämlich wird nun schon seit vielen Jahren von islamistischen Ideen geprägt. Das war schon unter Langzeit-Präsident Mubarak so, der die politische Macht auf seiner Seite wusste, den Islamisten aber „Straße und Gesellschaft“ überließ.

Mächtiger war der politische Islam in der Zeit der regierenden Muslimbrüder unter Präsident Mursi. Aber selbst wenn die Muslimbrüder heute unter dem ägyptischen Präsidenten und ehemaligen Militärchef Abdel Fatah el-Sisi verboten sind, bleibt ihr Einfluss auf die Gesellschaft bestehen. Deutlich wird das im Bildungswesen, wo eine „Islamisierung“ von Lehrplänen und Schulbüchern in den vergangenen Jahren merklich zugenommen hat.

Ein Zeichen dafür: Auch in zahlreichen Schulbüchern, die eigentlich mit dem Religionsunterricht überhaupt nichts zu tun haben sollten, ist von Koransuren und Überlieferungen des Propheten die Rede. Nicht nur die christliche Minderheit des Landes, auch muslimisch-säkulare Familien fühlen sich aus diesem „islamisierten“ Schulsystem ausgeschlossen.

Bericht: Karim El-Gawhary, Länge: 7 Minuten

Gastprediger: Heinz Fischer spricht in evangelischer Kirche

Bereits vor 13 Jahren hat die evangelische Pfarrerin Christine Hubka Heinz Fischer eingeladen, eine Gastpredigt in ihrer Kirche zu halten. Doch dann kamen – salopp formuliert - zwölf Jahre als Bundespräsident dazwischen.

Am vergangenen Sonntag war es dann allerdings so weit: Heinz Fischer kam gemeinsam mit seiner Frau Margit in die evangelische Markuskirche in Wien-Ottakring, um auf der Kanzel das Wort zu ergreifen. Eine Premiere für Heinz Fischer, der selbst kein Mitglied einer Religionsgemeinschaft ist.

Passend zum Reformationsjubiläum 2017, bei dem an die Veröffentlichung der berühmten Thesen Martin Luthers vor 500 Jahren erinnert wird, sprach Fischer über ein bekanntes Zitat, das Martin Luther zugeschrieben wird, auch wenn er es wortwörtlich nie so gesagt haben dürfte: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“.

In seiner Predigt erinnerte der ehemalige Bundespräsident daran, dass es im Laufe der Geschichte immer wieder Situationen gegeben hat, in denen eine autoritäre Macht Menschen gezwungen hat, sich von ihren Überzeugungen bzw. ihren Werten loszusagen. Der beste Schutz für die Gewissensfreiheit sei daher, so Fischer, eine Demokratie auf Grundlage der Menschenrechte.

Bericht: Christoph Riedl-Daser, Länge: 5 Minuten

Moderation: Christoph Riedl-Daser
Redaktionsleitung: Norbert Steidl