Umwege

„Man weiß nie, wozu es gut ist“. Diesen Ratschlag bekommt man manchmal in Lebenslagen, in denen man nicht mehr weiß, was man tun soll und resigniert.

Die biblische Erzählung vom ägyptischen Josef hat mich schon als Kind fasziniert: Josef wird von seinen Brüdern aus Eifersucht in die Sklaverei nach Ägypten verkauft.

Karl Veitschegger ist Mitarbeiter des Pastoralamts der Diözese Graz-Seckau

Blumen, die auf Mist wachsen

Dort macht er Entsetzliches durch. Aber dann wendet sich das Blatt, er macht sogar Karriere und bringt es bis zum Stellvertreter des Pharao. Als eine Hungersnot auch seine Brüder nach Ägypten treibt, rettet Josef sie und ihre Familien vor dem Verhungern. Schließlich sagt er ohne Verbitterung zu ihnen: „Ihr habt zwar Böses gegen mich im Sinn gehabt, aber Gott hat Gutes daraus entstehen lassen. Dadurch, dass ich jetzt hier bin, können viele Menschen am Leben bleiben.“ (Gen 50,20)

Nicht so dramatische, aber im Kern ähnliche Ereignisse kenne ich auch aus eigener Erfahrung. Da sieht etwas ganz schlimm aus - und es ist auch schlimm. Man kann momentan keinen Sinn darin erblicken. Und dennoch wächst, oft erst nach Jahren, Gutes daraus. Es gehört zu meinen wichtigsten religiösen Erfahrungen, dass Gott solche Umwege geht. Gott kann auch auf dem größten Mist Blumen wachsen lassen. Ja, daran glaube ich.

Karl Veitschegger am 10. August in den „Morgengedanken“:

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