„Angesichts des Todes ist alles lächerlich“

Dass Thomas Bernhard, dessen Todestag sich nächste Woche zum 25. Mal jährt, auch über den Tod sehr markante Sätze geschrieben hat, beschäftigt Gilbert Schandera in seinen heutigen Morgengedanken.

Morgengedanken 5.2. zum Nachhören:

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Als Kaplan in einer Großstadt erlebte ich bei Begräbnissen oft die Verdrängung des Todes. Grüne Plastikmatten über der Erde des Grabes, Wünsche nach äußerster Kürze, keine Totenmähler, keine Angehörigen bei der Totenmesse. Und ich erinnere mich an den bekannten Satz Thomas Bernhards: „Angesichts des Todes ist alles lächerlich.“ Das könnten wir auch von einem Prediger in der Kirche hören.

Gilbert Schandera
ist Kurat im Dekanat Gmunden in Oberösterreich

Ein Gedanke für jeden Tag

So einfach und so selbstverständlich das ist, so wenig scheint es im Leben der Meisten eine Rolle zu spielen. Thomas Bernhard hat das sicher durch seine lebensbedrohliche Krankheit schon in jungen Jahren gewusst: Viele aufgebauschte Wichtigkeiten, viel eitles Gehabe sind einfach lächerlich. Er trifft nun mit seiner Einsicht eine christliche Grunderfahrung: Den Tod wahrzunehmen, tagtäglich die Vergänglichkeit des Lebens zu beachten, das führt den Menschen nicht vom Leben weg, sondern vertieft das Leben.

Den Tod beachtend, entdecken wir viele Lächerlichkeiten, die uns von uns selbst entfremden. Dabei drängen sich die Fragen auf: Was bleibt? Was ist wichtig? Damit wird das Leben wahrscheinlich einfacher, sicher aber auch sinnvoller. „Angesichts des Todes ist alles lächerlich.“ Das ist wert, jeden Tag einmal bedacht zu werden.