In der Hoffnung sterben

„Heute vor zehn Jahren ist Kardinal König gestorben. Er würde sagen: heim gegangen. Er glaubte unerschütterlich an die Auferstehung der ganzen Schöpfung“, sagt Annemarie Fenzl.

Annemarie Fenzl am 13.3. in den Gedanken für den Tag:

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Heute vor zehn Jahren ist Kardinal König gestorben. Er würde sagen: heim gegangen. Er glaubte unerschütterlich an die Auferstehung der ganzen Schöpfung. Am Ende seines Testaments bat er: „Vergesst an meinem Sarg die Osterkerze nicht!“ Und die Osterkerze brannte für ihn im Dom zu St. Stephan, mitten in der Fastenzeit, als Symbol seiner unzerstörbaren Hoffnung. Was ist von ihm geblieben? Woran erinnert sein Name?

Historikerin und Archivarin Annemarie Fenzl

ORF/Hummel

Annemarie Fenzl ist Historikerin, Diözesanarchivarin und war viele Jahre Büroleiterin Kardinal Franz Königs

Abenteuer Dialog

In den vielen Jahren, in denen ich mit ihm zusammenarbeiten durfte, habe ich ihn als einen Menschen kennengelernt, der nicht müde wurde, sich selbst und die anderen an das allen gemeinsame Unterwegssein zu erinnern, an die Kostbarkeit des Augenblicks der Begegnung. Seine drei Fragen nach dem „Woher“, dem „Wohin“ und dem „Wozu“ alles menschlichen Lebens begleiten nicht nur Glaubende, sondern alle Menschen, davon war er überzeugt.

Da war ein waches Interesse für das Leben und die Menschen, die ihm begegneten. Er pflegte zu sagen: „Nichts ist bereichernder, aber auch aufregender, als die Begegnung mit anderen Menschen und ihren Gedanken“ und er nannte den Dialog „ein Abenteuer“.

„Unaufdringliche Mitmenschlichkeit“

Und da war auch viel unaufdringliche Mitmenschlichkeit; da war Respekt vor der Meinung des anderen, da war Toleranz, die auf einer festen eigenen Überzeugung ruhte; da war immer ein Bemühen um Ausgleich, um Versöhnung, um das Gemeinsame, um die Mitte des Lebens. Nicht von ungefähr war eines seiner Lieblingszitate jenes Wort aus den „Pensees“ von Blaise Pascal, wo es heißt: „Wer die Mitte verlässt, verlässt die Menschlichkeit. Die Größe der menschlichen Seele besteht darin, dass sie sich in der Mitte zu halten vermag.“

Und da war schließlich seine ansteckende und fröhliche Hoffnung auf ein Leben in Fülle, dessen Abglanz auf Erden er durchaus auch erkannte und schätzte, aber immer mit der Bitte: „Herr, lass uns so durch das Vergängliche gehen, dass wir das Unvergängliche nicht verlieren!“

Musik:

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791)
Rondo; Tempo di menuetto - 3.Satz
Aus: Konzert für Fagott und Orchester in B-Dur KV 191 (186e)

Label: EMI 7643552