Pilger

Die Begegnung mit Pilgern gehört fast zum Alltag eines Mesners einer Wallfahrtskiche. Es kommt immer wieder zu sehr persönlichen Gesprächen und besonderen Erfahrungen.

Morgengedanken 1.4. zum Nachhören:

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Eine der eindrücklichsten Begegnungen mit einem Menschen erlebte ich auf unserem Kirchplatz. Am Abend beim Zusperren der Kirche fiel mir ein Mann auf, der auf einer Bank saß, neben sich den Rucksack, an dem ein paar frischgewaschene Socken zum Trocknen hingen und ein Buch in der Hand.

Martin Salzmann
ist Mesner an der Basilika Rankweil, Leiter der Österreichischen Mesnerschule und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft deutschsprachiger Sakristanenverbände

„Alles wird gut“

Als ich ihn fragte, ob er ein Pilger sei, antwortete er mir in gebrochenem Deutsch, dass er von Holland losgegangen und nun auf dem Weg nach Jerusalem sei. Er fragte mich nach einer Unterkunft für die Nacht, und ich zeigte ihm unsere sehr bescheidene Pilgerherberge. Weil wir uns bald in ein sehr angeregtes Gespräch vertieften, habe ich ihn zu mir nach Hause zum Abendessen eingeladen. Dabei erzählte er mir, dass er seit gut 20 Jahren auf allen möglichen Pilgerwegen der Welt unterwegs sei und dabei jeden Tag zwei Erfahrungen mache, nämlich: Alles wird gut und jeden Tag trifft er seinen Schutzengel.

Giri – so der Name des Mannes - erzählte mir auch, dass er einen Abstecher auf den Berg Athos machen wolle. Von Bekannten erfuhr ich einige Zeit später, dass man sich schon Monate vorher um ein Visum für diese Mönchsrepublik kümmern müsse, um dort einreisen zu dürfen. Als ich dies zwei Monate später Giri in einem SMS mitteilen wollte, schrieb er zurück: „Ich sitze bereits am Berg Athos und genieße den Sonnenuntergang. Du weißt doch: Alles wird gut.“