Fastentücher
Morgengedanken 5.4. zum Nachhören:
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Von heute an bis Karsamstag werden in vielen Kirchen die Kreuze mit Tüchern verhangen. Die Fasten- oder Hungertücher, die in den Kirchen schon ab dem 11. Jahrhundert aufgehängt wurden, verdeckten oft den ganzen Altarraum. Die Messbesucher konnten der Liturgie in den 40 Tagen vor Ostern nur hörend beiwohnen und sollten sich fragen, welche Dinge es in ihrem Leben sind, die sie wie ein Vorhang von Gott trennt.
Martin Salzmann
ist Mesner an der Basilika Rankweil, Leiter der Österreichischen Mesnerschule und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft deutschsprachiger Sakristanenverbände
Zeit zum Heilen
In meiner Kirche hängt ebenfalls ein Fastentuch vor dem Kreuz. In diesem Jahr habe ich davor ein Geflecht aus rotem Faden angebracht. Dieses Geflecht symbolisiert das Beziehungsnetz, in dem jeder von uns lebt. Manche der Beziehungen sind tragfähig, andere drohen zu zerreißen und wieder andere sind abgebrochen. Mullbinden an manchen Stellen symbolisieren die Verletzlichkeit von Beziehungen.
Aus Geschichten im Neuen Testament wissen wir, dass Jesus ganz genau um den wunden Punkt des Menschen weiß, mit der Bereitschaft zur Umkehr und durch Vergebung jedoch Heilung möglich ist. Verletzungen brauchen Zeit zum Heilen. Die 40 Tage vor Ostern können vielleicht bewusst als Heilungsprozess genutzt werden, um alte Narben ausheilen zu lassen.