„Von der Welt verflucht“

Trauer und Leid gehören zum Leben. Es erfordert dann oft viel Kraft, nicht stehenzubleiben und nicht unterzugehen. Und doch gibt es auch diese Wendungen zum Positiven.

Morgengedanken 7.4. zum Nachhören:

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Für jede Woche gibt es in der Evangelischen Kirche ein sogenanntes Wochenlied, das am Sonntag im Gottesdienst gesungen wird. In dieser Woche ist es das Lied „Holz auf Jesu Schulter“. Es ist ein ökumenisches Lied, findet sich im Evangelischen Gesangbuch genauso wie im neuen Gotteslob.

Michael Bünker
ist Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Wien

Wir sollen aufstehen für das Leben

Jede Strophe beginnt mit dem Dunklen und Traurigen. Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht - so beginnt die erste. Die Melodie geht nach unten. Aber dann folgt auch in jeder Strophe eine Wendung zum Positiven: Im Text heißt es: „ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht“. Die Melodie folgt und steigt empor. In allem Dunkeln, in aller Trauer und allem Leid sollen die Menschen nicht stehenbleiben und nicht untergehen. Es gibt die Kraft, die uns erheben kann. Der Refrain ist der alte Ruf um Erbarmen: Kyrie eleison, Herr, erbarme dich! Sieh, wohin wir gehn. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.

Im Leiden Jesu erkennen die Glaubenden sich selbst. Wenn sie dieses Lied singen, dann sagen sie zugleich: Wir sind es, die beteiligt sind am Leiden in dieser Welt. Wir sind es, die zu wenig tun, dass es überwunden wird. Wir sind die, die aus den Todesverhältnissen herausgerufen werden müssen, wir sind die, die hier und jetzt auferstehen sollen, aufstehen für das Leben.