„Ward zum Baum des Lebens“

Der Tod hat nicht das letzte Wort, so die Botschaft des Osterfestes, das Christinnen und Christen bald feiern. So auch die Botschaft des Kirchenliedes „Holz auf seiner Schulter“.

Morgengedanken 9.4. zum Nachhören:

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Die Trostlosigkeit des Leidens und die Aussichtslosigkeit des Lebens haben nicht das letzte Wort. Ja, auf Jesu Schultern liegt das Holz des Kreuzes. Davon singt das evangelische Lied der Woche. Aber dort heißt es auch, dass genau dieses Holz zum Baum des Lebens wird und gute Frucht bringt. Die Kreuzigung kann nicht ohne die Auferstehung verstanden werden. Kein Karfreitag ohne Ostersonntag. Das tote Holz, das Todesholz wird zum Baum des Lebens. Ich denke an alte Kreuzigungsdarstellungen, wo aus dem toten Holz des Kreuzes grüne Triebe treiben, Blätter und Früchte.

Michael Bünker
ist Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Wien

Todes- und Geburtsschmerz

Der Baum des Lebens - so erzählt die Bibel - steht im Garten Eden, den Gott als Heimat für seine Menschen geschaffen hat. Von diesem Baum hat noch kein Mensch gegessen. Aber alle haben Sehnsucht nach einem Leben, das bleibt, ein Leben, das Bestand hat, ein Leben in Fülle. Und zu Weihnachten erinnert uns der Christbaum an den paradiesischen Lebensraum als Hoffnungszeichen. Aber zu Weihnachten fällt das noch weniger schwer. Da geht es ja um eine Geburt, und jede Geburt ist ein Zeichen, dass das Leben siegt.

So versuche ich, den Todesschmerz Jesu wie einen Geburtsschmerz zu verstehen, dass da eine neue Welt geboren wird, ein Leben, das nicht mehr beherrscht ist von Sinnlosigkeit und Leere, von gegenseitigem Niederhalten und Ausnützen, eben ein Leben im großen Frieden Gottes.