„Hart auf deiner Schulter lag das Kreuz“

In dem Lied, das das dieswöchige Thema in den Morgengedanken ist, geht es darum, dass Jesus nicht nur in Jerusalem einzieht, sondern auch im eigenen Leben.

Morgengedanken 12.4. zum Nachhören:

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Evangelische singen gerne. Uns hat diese Woche das Lied „Holz auf Jesu Schulter“ begleitet. In sechs kurzen Strophen beschreibt es das Kreuz, das für den Menschen, der glaubt, zum Baum des Lebens wird.

Michael Bünker
ist Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Wien

Gesungenes Gebet oder betendes Singen

Die ersten fünf Strophen beschreiben die Situation, in der sich Menschen heute sehen: verstrickt in Ungerechtigkeit, unfähig zum Frieden, gefangen in Schuld. Und das wird nicht nur beschrieben, es wird beklagt. Jede Strophe endet ja mit der Bitte um Gottes Erbarmen - Kyrie eleison! - und der Sehnsucht nach einem anderen, einem wahren Leben. Aber der Himmel sagt: Es ist alles schon vollbracht! Das Vertrauen lohnt sich und wird nicht enttäuscht. Erst die letzte Strophe wird zum Gebet und spricht Jesus direkt an: „Hart auf deiner Schulter lag das Kreuz, o Herr, ward zum Baum des Lebens, ist von Früchten schwer.“ Der Gedanke, der schon in der ersten Strophe angeklungen ist, ist ein Gebet geworden.

Oft braucht es wirklich lange, bis jemand beten kann. Bis er oder sie es wagt, dieses große, dunkle Du direkt anzusprechen. Aber wenn es geschieht, ist es meistens eine tief empfundene Befreiung und erfüllt das Herz mit Glück. So wie die Musik trösten kann, so kann es auch das Gebet. Und es ist kein Wunder, dass oft beides miteinander verbunden wird, ein gesungenes Gebet und ein betendes Singen.