Plädoyer für Qualitätsjournalismus

„Wir brauchen die freie Presse mehr denn je als Aufklärungs- und Aufdeckungsmacht“, ist die Präsidentin der Salzburger Festspiele und frühere Journalistin Helga Rabl-Stadler überzeugt.

Helga Rabl-Stadler am 2.5. in den Gedanken für den Tag:

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Ein Triumph für mutigen, furchtlosen Journalismus war die Verleihung des Pulitzerpreises, des wichtigsten Medienpreises der Welt an die Washington Post und den Guardian. Die beiden Zeitungen erhielten für die Aufdeckung des Abhörskandales um den amerikanischen Geheimdienst NSA die Goldmedaille für den als „Dienst an der Öffentlichkeit“ gestifteten Hauptpreis. 28 Journalisten hat allein die Washington Post abgestellt, um die weltumspannenden Machenschaften des NSA trotz außerordentlicher Einschüchterungen öffentlich zu machen. Sie hat damit einen beeindruckenden Beweis dafür geliefert, wie wichtig Pressefreiheit als Gegenmacht zur Staatsmacht und anderen sich der Kontrolle entziehen wollenden Machtkartellen ist.

Helga Rabl-Stadler

ORF/Hummel

Helga Rabl-Stadler ist Präsidentin der Salzburger Festspiele und war früher Journalistin

Qualität vor Quote

In Mitteleuropa scheitern solche Aufklärungsfeldzüge leider meist am mangelnden Personal. Da rückt bisweilen zwar eine ganze Armada von schamlosen Journalisten und Fotografen aus, um Prominente in ihrem Unglück quotengeil an den Boulevard zu liefern. Sei es vor und im Krankenhaus, in dem Michael Schumacher einem ungewissen Schicksal entgegen dämmert. Sei es auf einer Häfentour, um zu erkunden, wo und wie Uli Hoeneß seine Steuersünden abbüßen soll.

Aber da werden – um ein österreichisches Beispiel zu nennen – weder genügend Geld noch genügend qualifizierte Journalisten in die Aufklärung des Hypo-Debakels investiert. Dieser Skandal flog bereits vor Jahren auf. Hätte damals eine journalistische Taskforce die Mauern des Schweigens niedergerissen, wäre dem Steuerzahler viel erspart geblieben.

Wir brauchen die freie Presse mehr denn je als Aufklärungs- und Aufdeckungsmacht. Aber dazu bedarf es mehr Journalisten mit sachlicher Kompetenz, persönlicher Integrität und einer Portion Mut. Und es braucht Verleger, die nicht Quote vor Qualität reihen, sondern die mit Qualität Quote machen wollen.

Um es mit den Worten des Dichters Matthias Claudius zu sagen: „Es ist nichts groß, was nicht gut ist.“

Musik:

Erik Satie (1866 - 1925)
Je te veux - Walzer für Klavier

Label: Virgin 259404231