Verantwortung übernehmen

Viele kennen das moderne Kirchenlied von Dietrich Bonhoeffer: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Morgengedanken 15.7. zum Nachhören:

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Anlässlich des 70. Jahrestages des – leider missglückten – Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944 stelle ich diese Woche den evangelischen Pfarrer Dietrich Bonhoeffer vor, der sich aktiv am Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt hat.

Gunter Prüller-Jagenteufel
ist Professor für Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien

Aus Bösem Gutes entstehen lassen

Bonhoeffer stammte aus einer großbürgerlichen Familie, die zur geistigen Elite Deutschlands gehörte, die ihre Stellung und ihre Begabungen aber nicht als Privileg betrachtete, sondern als Berufung zur Verantwortung. Es ist daher auch kein Wunder, dass nicht nur er selbst, sondern auch ein Bruder, zwei Schwager und ein Onkel – alle in gehobenen Stellungen tätig – ihren Widerstand gegen die Nazi-Verbrechen mit dem Leben bezahlen mussten.

Der Widerstand ist für Bonhoeffer eine logische Konsequenz seines Glaubens, den er einmal so formuliert: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht in voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. [...] Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.“