In die Welt hineingestellt

Am 20. Juli jährt sich zum 70. Mal das Attentat auf Adolf Hitler, mit dem die Macht der Nationalsozialisten gebrochen werden sollte. Die Verschwörer wollten damit dem Krieg und dem organisierten Massenmord ein Ende bereiten.

Morgengedanken 16.7. zum Nachhören:

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Für Dietrich Bonhoeffer ist die Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus das Ereignis, an dem sich sein Glaube an Gott entscheidet. Das heißt, dass der Glaube sich in der Welt zu bewähren hat: Ein Rückzug aus der Welt ist nicht christlich, sondern „hinterweltlerisch“.

Gunter Prüller-Jagenteufel
ist Professor für Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien

„Heute und hier“

Bonhoeffer schreibt: „Hinterweltlerisch sind wir, seit wir den bösen Kniff herausbekamen, religiös, ja sogar ‚christlich‘ zu sein auf Kosten der Erde. Im Hinterweltlertum läßt es sich prächtig leben. Man springt immer dort, wo das Leben peinlich und zudringlich zu werden beginnt, mit kühnem Abstoß in die Luft und schwingt sich erleichtert und unbekümmert in sogenannte ewige Gefilde. Man überspringt die Gegenwart, man verachtet die Erde, man ist besser als sie. [...] Aber Christus will nicht diese Schwäche, sondern macht den Menschen stark. [...] Wer Gottes Reich liebt, liebt es ganz als Gottes Reich, er liebt es aber auch als Gottes Reich auf Erden.“

Daher betont Bonhoeffer, dass Gott nur findet, wer ihn auf der Erde sucht, denn wenn Gott selbst Mensch geworden ist, kann man ihn nicht an der menschlichen Wirklichkeit vorbei finden. „Die Wirklichkeit Gottes erschließt sich nicht anders als indem sie mich ganz in die Weltwirklichkeit hineinstellt“, so Bonhoeffer. „Heute und hier“ muss also die Entscheidung fallen.