Der herrliche Lauf der Sonne

Pfarrer Christoph Weist war viele Jahre lang Leiter des Evangelischen Amts für Hörfunk und Fernsehen in Wien. Diese Woche macht er sich morgendliche Gedanken über die Sonne und welche Vorstellungen wir Menschen mit ihr verbinden.

Morgengedanken 27.7. zum Nachhören:

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Die Sonne und ihr strahlender Umlauf während eines Ferientages, das liebt man, und bei Regen wünscht man sich´s. Jedenfalls gilt schon seit früher Zeit der Sonnenball als Zeichen dafür, was Gottes Schöpfung für uns Menschen bedeutet. Ein hebräisches Gedicht, der 19. Psalm, sagt über Gott: „Er hat der Sonne ein Zelt am Himmel gemacht; sie geht heraus wie ein Bräutigam aus seiner Kammer und freut sich wie ein Held, zu laufen ihre Bahn. Sie geht auf an einem Ende des Himmels und läuft um bis wieder an sein Ende, und nichts bleibt vor ihrer Glut verborgen.“

Dr. Christoph Weist
ist evangelischer Theologe und Pfarrer in Rente

Immerwährender Tageslauf

Ganz alte Vorstellungen aus der Welt der Wüste werden hier lebendig: Für die Nacht hat Gott der Sonne zum Übernachten ein Zelt gemacht. Am Morgen kommt sie strahlend aus ihrem Raum, wie der griechische Sonnengott Helios nach einer Nacht mit den Meeresgöttinnen. Oder menschlicher: wie ein Bräutigam nach der Hochzeitsnacht. Und sie zieht ihre Tagesbahn froh und stolz, „und nichts bleibt vor ihrer Glut verborgen“. Über alles, was Menschen tun und lassen, hat sie den Überblick.

Für den Dichter ist das keine Drohung. Im immerwährenden Tageslauf der Sonne erkennt er: Es ist Gott, der in seiner Schöpfung immer neu handelt, der seinen Menschen Fröhlichkeit und Hoffnung schenkt und dem man dafür nur danken kann.