Im Liegestuhl

„Es gibt nichts Neues unter der Sonne“ ist ein bekanntes Zitat aus der Bibel. Darum geht es in den heutigen Morgengedanken von Christoph Weist, ehemaliger Leiter des evangelischen Amts für Hörfunk und Fernsehen in Wien.

Morgengedanken 30.7. zum Nachhören:

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In der Sonne liegen auf einem schönen Fleckchen Erde, das ist ein legitimes Urlaubsziel. Manchmal wird´s erreicht, manchmal macht das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Wie auch immer, es scheint, als habe sich jener unbekannte Mann in einen geistigen Liegestuhl gelegt, der die im Alten Testament überlieferten Worte schrieb: „Was geschehen ist, eben das wird hernach sein. Was man getan hat, eben das tut man hernach wieder, und es geschieht nichts Neues unter der Sonne.“

Dr. Christoph Weist
ist evangelischer Theologe und Pfarrer in Rente

Der geistige Liegestuhl ist keine Alternative

Die Sonne, die im alten Israel – und nicht nur dort - das Leben bestimmt, bescheint nichts Neues, alles ist schon einmal dagewesen. Das klingt ganz schön resignativ. Offenbar blickt hier jemand auf ein langes Leben zurück. Er hat Abstand gewonnen und erwartet nichts mehr.

Wer aber das Buch des sogenannten „Predigers Salomo“ genau liest, wird draufkommen: Der vermeintliche Nihilist ist kein Atheist. Er rechnet mit Gott, aber gerade deshalb sind für ihn die Dinge relativ. Es ist ein Wahn, sich sein Geschick „autonom“ zu wählen, da wird „nichts Neues unter der Sonne“ herauskommen. Aber der Liegenstuhl, vor allem der geistige, ist keine Alternative. Die Alternative ist, das Leben in Arbeit und Freizeit verantwortlich zu gestalten. Denn es ist von keinem anderen als von Gott geschenkt.