Abschied nehmen

Auch in unabänderlichen Situationen gibt es verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen. Rosemarie Glieber erzählt von einer Frau, die sich ganz klar dafür entschieden hat, Abschied zu nehmen.

Morgengedanken 9.9. zum Nachhören:

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Neulich in der Früh erhielt ich einen Anruf, dass eine Klientin, Frau S., die viele Jahre in einer Einrichtung der Lebenshilfe begleitet wurde und bis vor wenigen Wochen dort gelebt hat, an ihrer schweren Krankheit gestorben ist.

Rosemarie Glieber
ist Regionalleiterin NÖ Süd der Lebenshilfe Niederösterreich und arbeitet seit vielen Jahren in der Betreuung behinderter Menschen

Den eigenen Weg finden

Sie war eine lebenslustige Dame um die 50, die bereits vor einigen Jahren eine schwere Erkrankung überstanden hat. Aufgrund der schlechten Prognose ihrer neuerlichen Erkrankung hat sie sich gegen zusätzliche medizinische Maßnahmen entschieden. Für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Einrichtung, in der sie gelebt hat, war diese endgültige Diagnose ein riesiger Schock, doch für Frau S. hatte dies nach unserer Wahrnehmung nichts Beängstigendes. Sie hat in den nächsten Wochen, in denen sie immer mehr Zeit in ihrem Bett verbringen musste, sehr genau für sich entschieden, was oder wen sie sehen wollte und bewusst von Dingen Abschied genommen und sich in sich zurückgezogen.

Das Mobile Hospiz hat sie in dieser Zeit bereits gut unterstützt und viele Ängste und Unsicherheiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter klären können. Frau S. hat kein einziges Mal mit ihrem Schicksal gehadert oder hinterfragt, warum sie wieder schwer erkrankt ist, sie hat ihre Erkrankung angenommen und für sich einen Weg gefunden, in Frieden einschlafen zu können.