Der Todesengel

„Wir haben hier auf Erden keine bleibende Stätte“ – diesem Thema widmet in dieser Woche der aus Nigeria stammende Bischof der altkatholischen Kirche in Österreich, John Okoro, die Morgengedanken.

Morgengedanken 5.10. zum Nachhören:

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Ein Mann hatte mit dem Todesengel Freundschaft geschlossen. Eines Tages sagte er zu dem Todesengel: „Ich habe eine Bitte an dich: Sage mir rechtzeitig Bescheid, bevor du mich abholst.“ Der Todesengel stimmte zu.

Signale erkennen

Eines Tages kam er zu seinem Freund und sagte: „Morgen werde ich dich abholen“. „Das kann nicht dein Ernst sein“, sagte der Mann, „du hast mir doch versprochen, rechtzeitig Bescheid zu geben.“ Da antwortete der Todesengel: „Ich habe dir sehr viele Zeichen gegeben, aber du hast nie meine Signale verstanden: Als dein Vater starb, wusstest du es nicht zu deuten; als deine Mutter starb, hörtest du nicht auf diese Botschaft; als ich deinen Schwager, deinen Nachbarn und deinen Freund nacheinander abholte, hast du die Augen verschlossen. Komm morgen mit mir!“

Buchtipp:
Johannes Okoro, „Die Sonne geht an keinem Dorf vorüber. Leben mit dem Schmerz des Abschieds“, Styria Verlag

Als der Engel den Freund am nächsten Tag abholte und in den Himmel führte, zeigte er ihm Scharen von verstorbenen Menschen, die laut riefen: „Warum hast du uns nicht rechtzeitig Bescheid gesagt? Wir hätten vorher doch noch so viel erledigen können.“ „Du siehst nun“, sagte der Todesengel, „wie die Menschen mit meinen Signalen umgehen.“