Staat und Politik

Als evangelischer Militärsuperintendent wird Karl-Reinhart Trauner oft nach seinem Verhältnis zum Staat gefragt. In den heutigen Morgengedanken versucht er darauf eine Antwort zu geben.

Morgengedanken 24.10. zum Nachhören:

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Das Christentum hat von Anfang an eine schwierige Beziehung zum Staat. „Alle … müssen sich den Trägern der Staatsgewalt unterordnen. Denn es gibt keine staatliche Macht, die nicht von Gott kommt.“ So heißt es im Brief des Apostels Paulus an die Römer (Röm. 13, 1).

Karl-Reinhart Trauner
ist evangelischer Militärseelsorger

Gelebte Gemeinschaft

Diese Sätze haben in der Geschichte dazu geführt, dass der Staat gewissermaßen göttliche Eigenschaften bekommen hat. Heute, nach den vielen Katastrophen des 20. Jahrhunderts, können wir nicht mehr so denken. Als Militärseelsorger werde ich oft nach meinem Verhältnis zum Staat gefragt. Einerseits finde ich schon vieles, was ich kritisieren kann, andererseits können wir doch auch froh sein, in Österreich zu leben. Da rede ich als Staatsbürger. Als Militärpfarrer geht es mir darum, Menschen, die Seelsorge brauchen, zu betreuen. Das ist Dienst nicht am Staat als Regierungsform, sondern vielmehr an den Menschen. Der Staat ist nur die Form und gibt den Rahmen, in dem Gemeinschaft von Menschen leben. Der Staat dient den Menschen.

Ich verstehe die Stelle aus dem Römerbrief deshalb so, dass der Staat und diejenigen, die ihn regieren, eine Verantwortung haben, Gott und den Menschen gegenüber. Aber auch wir können uns dem Staat nicht einfach entziehen, denn der Staat ist mehr als öffentliche Ordnung. Der Staat ist gelebte Gemeinschaft. Es ist auch unsere Verantwortung, die einer jeden und eines jeden einzelnen von uns, dass das Gemeinwesen „Staat“ funktioniert.