Nicht nachtragen

Die Jesuiten hatten in Kärnten eine lange Geschichte. Vor zwei Jahren wurde die letzte Niederlassung im Lavanttal aufgelöst. Jesuitenpater Reinhold Ettel ist nach St. Michael ob Bleiburg übersiedelt und seither Ehe- und Familienseelsorger der Diözese Gurk-Klagenfurt.

Morgengedanken 13.11. zum Nachhören:

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Zwischen Laura und Gerd kommt es immer wieder zu Enttäuschungen. Das liebe Geld ist häufig der Anlass. Sie haben gemeinsam vereinbart, wie sie mit ihrem Wirtschaftsgeld umgehen werden. Sparen ist angesagt und notwendig.

Pater Reinhold Ettel
ist Ehe- und Familienseelsorger der Diözese Gurk-Klagenfurt

Den Brocken ablegen

Aber dann die Verlockungen. Im Ausverkauf gibt es passende, günstige Kleider. Obwohl die Garderobe zu Hause gut gefüllt ist, kommt Laura mit zwei neuen Kostümen nach Hause. Gerd ist verärgert, enttäuscht; er sieht es als persönliche Kränkung. Gemeinsam haben sie darüber gesprochen, dass sie sparen wollen. „Du kannst immer nur verschwenden! Du hältst nie, was wir abmachen!“ So und ähnlich lauten seine Vorwürfe.

Wenn ich merke, dass ich nachtragend bin, frage ich mich: „Was habe ich davon? – Was möchte ich dem anderen antun, wenn ich ständig nachtrage? Möchte ich ihn beschämen und in die Knie zwingen?“ Es liegt buchstäblich in meiner Hand, dass ich - anschaulich gesprochen - den kantigen Brocken ablege, den ich dem anderen gleichsam überall hin nachtrage. Das heißt: vergeben, dem anderen verzeihen, nicht länger nachtragen. Sind wir nicht alle darauf angewiesen, dass uns immer wieder vergeben wird? Ehrlich vergeben ist wie Balsam in jeder Beziehung.