Vom Warten und Davonlaufen

Warten fällt oft schwer, nicht nur den Kindern. Da läuft man schon manchmal lieber davon – oder läuft man jemandem oder etwas nach?

Morgengedanken 30.11. zum Nachhören:

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Heute beginnt der Advent. Bei niemandem geht diese Zeit spurlos vorüber. Die einen suchen die Unterhaltung und Ablenkung. Die anderen suchen die Stille und die Spuren der Sehnsucht. Der Advent will uns auf das Weihnachtsfest vorbereiten – und bietet viele Möglichkeiten. Das Schwierigste dabei ist – für Kinder wie für Erwachsene – zu warten! Es ist letztlich nicht unsere Leistung, die gefordert ist, sondern, dass wir warten können – ja, dass wir oft im Leben warten müssen.

Gerhard Reitzinger
ist Bischofsvikar in der Diözese St. Pölten

Dem Glück nahe

Eine jiddische Geschichte berichtet von einem Mann, der ständig gelaufen ist: Von zu Hause zur Arbeit. Von der Arbeit zum Einkaufen. Vom Einkaufen zu den Freunden. Von den Freunden zum Sport. Vom Sport zur Familie. - Jeden Tag! Eines Tages wurde der Mann gefragt: „Warum läufst du unentwegt? Bist du auf der Flucht? Hat dir jemand was getan?“ Darauf der Mann: „Aber nein! Ich lauf dem Glück hinterher!“ „Und was ist“, so wurde er gefragt „was ist, wenn das Glück hinter dir ist? Dann läufst du ihm ständig davon! Vielleicht musst du nur stehenbleiben, innehalten und warten, bis das Glück nachkommt!“

Der Adventkranz und viele Zeichen wollen uns beim Warten helfen. Wir können den Advent nicht machen. Wir müssen ihm nicht nachlaufen. - Wer es erwarten kann, der ist dem Glück – der Menschwerdung – schon ganz nahe.