„Warum tust du dir das an?“

Auch zu Weihnachten wird gearbeitet – ja, für Geistliche aller Konfessionen sind diese Tage regelrecht „Großkampftage“. Wie sich das mit den Anforderungen der Familie vereinbaren lässt, berichtet Harald Kluge.

Morgengedanken 19.12. zum Nachdenken:

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Wer an Feiertagen, an Wochenenden und an Heiligabend arbeiten darf oder muss, und wer Kinder hat, der kennt die Frage, bei der es im Magen grummelt: „Papi, Mami, müsst ihr wieder arbeiten?“ Kurz meldet sich da wohl bei jedem der kleine Mann oder die kleine Frau im Ohr, die flüstert: „Warum tust du dir das an? Du könntest mit den Kindern Heiligabend verbringen oder die Tage davor statt der Vorbereitungen für die Gottesdienste Eislaufen gehen, spazieren gehen, spielen, bummeln, Weihnachtseinkäufe erledigen.

Harald Kluge
ist evangelisch-reformierter Pfarrer in Wien

Gemeinsam arbeiten, gemeinsam feiern

Stattdessen sind alle Feiertagswerktätigen gerade zu den Zeiten beschäftigt, wo anderswo schon Lieder gesungen, Geschenke ausgepackt und Weihnachtspunsch getrunken wird. Die Kinder in solchen Momenten zu vertrösten, funktioniert nicht. Aber wir haben dann doch letztes Jahr einen neuen Weg gefunden, der uns als Familie aus dieser Bredouille herausreißt. Wir lassen die Kinder eben auch zu Heiligabend arbeiten.

Sie spielen zauberhafte Engel in der evangelisch-lutherischen Stadtkirche im Krippenspiel und sagen jetzt selbst schon die Wochen davor zur Zeit der Proben: „Papi, wir haben heute keine Zeit, weil wir fürs Krippenspiel üben müssen.“ Und am Heiligabend heißt es nicht nur einmal: „Papi, wir müssen jetzt los, sonst kommen wir zu spät zur Arbeit.“ Dass wir gemeinsam dann erst zwei Tage nach Weihnachten richtig feiern und auch Geschenke auspacken konnten, war sogar ganz angenehm. Und wenn wir alle zu tun haben, wird Weihnachten so richtig entspannt.