Respektvolles Miteinander

Die Terroranschläge vor wenigen Tagen in Paris haben große Betroffenheit ausgelöst. Millionen Menschen sind auf die Straßen gegangen, um gegen Gewalt und Terror zu protestieren und für Frieden und Freiheit einzustehen.

Morgengedanken 19.1.2015 zum Nachhören:

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Ganz Paris träumt von der Liebe. Dieser Schlager hat einen Schlag versetzt bekommen. Die Traumstadt der Liebenden hat einen Albtraum erlebt. Die verträumten Bistros wurden aufgerissen und die Metropole in ein Stadion des Schreckens verwandelt. Die Liebe ist verschüchtert. Der Traum von einem toleranten und multikulturellen Miteinander scheint geplatzt. Die Hyänen der Verurteilung und der rachsüchtigen Revanche sind kaum zu bändigen.

Georg Schärmer
ist Direktor der Caritas der Diözese Innsbruck

Paris darf träumen

Der Angriff auf die Freiheit wird zur Legitimation für den bewaffneten Überwachungsstaat und die Freiheitseinschränkung. Ganz Paris träumt vom Frieden. Friede beginnt mit der Vergebung und nicht mit der Vergeltung. Friede beginnt mit dem Eingeständnis der Mitschuld. Gewalt und Terror sind mitunter auch das Echo auf die zerstörerischen Misstöne der Finanz-Kolonialmächte, der Kriegs-, Petro- und Nahrungsmittelindustrie. Friede beginnt mit dem Respekt. Nicht zuletzt auch mit dem Respekt vor dem, was dem anderen „heilig“ ist. Frieden braucht Entängstigung. Liebe und Angst gehen nicht miteinander. Liebe ist ohne Furcht. Und Liebe sucht das Rendezvous mit der Freiheit.

Wenn sich Gleichwürdigkeit und Geschwisterlichkeit dazu gesellen, darf Paris wieder träumen. Von der Liebe.