Geteiltes Leid und geteilte Freude

Veränderungen werden oft als Verlust empfunden, als Defizit und Verschlechterung. Das macht auch vor der katholischen Kirche nicht halt, wo immer mehr Pfarren zu Pfarrverbänden zusammengefasst werden und sich einen Pfarrer irgendwie teilen müssen.

Morgengedanken 21.3.2015 zum Nachhören:

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Wenn man „Pfarre“ sagt, dann gehört da automatisch auch ein „Pfarrer“ dazu. Aber damit wird das Verständnis von Kirche sehr eingeengt. Denn: Wenn dann ein Pfarrer durch den Priestermangel gleich für mehrere Pfarren die Verantwortung trägt, ist er für keine mehr „ganz“ da.

Wilhelm Krautwaschl
ist Regens des Grazer Augustinums

Ich begegne immer wieder Kollegen im priesterlichen Dienst, die den daraus erwachsenden Druck schwer aushalten. Sie fühlen sich zerrissen, zerteilt. - Es gibt aber eine Form des Teilens, die nicht zerreißt: Wenn wir etwa unseren Glauben teilen, dann wird er mehr. Wenn wir nicht nur an unsere eigenen Bedürfnisse denken, sondern auch an die der neben uns, dann werden mein Blickfeld und mein Leben weiter und reicher. Das meint ja auch das Sprichwort: „Geteiltes Leid ist halbes Leid – geteilte Freude ist doppelte Freude.“

Halten wir uns also nicht damit auf, jemanden oder etwas aufzuteilen, so dass nur mehr Stückwerk überbleibt. Beginnen wir, unser Leben zu teilen – gleich mit dem nächsten, der mir heute über den Weg rennt. Das wird uns beide reich machen.