Was dient dem Leben?

Viele sagen – nicht ohne Stolz: „Ich bin ein Perfektionist!“ Klingt ja auch gut! Aber das Streben nach Fehlerlosigkeit, das Bemühen, alles ganz besonders gut machen zu wollen, kann auch lähmend sein – im wahrsten Sinn der Wortes.

Morgengedanken 22.3.2015 zum Nachhören:

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100 Gedanken sind mir durch den Kopf gegangen, als mir dieses Thema vorgeschlagen wurde. Perfektionismus. Die Ideensammlung – schnell notiert auf irgendeinem Zettel - ist rasch gewachsen. Dann saß ich vor dem leeren Blatt Papier. Und es stockt. Das, was zunächst Lust und Freude ausgelöst hat, wird mühsam – wird eine Bürde. Wie fange ich es nur an?

Brigitte Thalhammer
ist Provinzleiterin des katholischen Ordens der Salvatorianerinnen in Österreich

Das rechte Maß finden

Eigentlich bin ich damit mitten im Thema. Wie viel wird nicht angegangen, weil jemand das Gefühl hat, es wird nicht gut genug? Es wird nicht entsprechen? Wie viel Last kann mit etwas verbunden sein, was eigentlich zur Freude gemeint ist. Der Hang zum Perfektionismus kann das Leben schwer machen – für den Betroffenen selbst und für die Menschen rund herum. Dort wo dieser Antrieb allerdings ganz und gar nicht ausgeprägt ist, wo Gleichgültigkeit und ein ständiger Schlendrian herrschen, fehlt dem Menschen auch etwas – er nimmt sich Entwicklungsmöglichkeiten.

Das rechte Maß zu finden ist die Herausforderung. Es ist wohl die Frage: Was schenkt mir letztlich – auch in den Konsequenzen meines Tuns - mehr Lebendigkeit, mehr Freude, mehr Freiheit. Wo ist es gut, mal gegen meine Neigung zu handeln: Das kann für die einen bedeuten, auch eine nicht perfekte Arbeit abzugeben – und für die anderen, sich doch nochmals einer Aufgabe zuzuwenden und sie mit Aufmerksamkeit und Liebe zu tun.