Ein Blick, der verändert

„Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters“ – lautet ein englisches Sprichwort. Wie schlicht vollkommene Schönheit mitunter sein kann erzählt Schwester Brigitte Thalhammer.

Morgengedanken 26.3.2015 zum Nachhören:

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Perfektion hat für mich auch etwas mit Schönheit zu tun. Ein Musikstück, das mich gefangen nimmt, ein Bild, von dem ich den Blick nicht mehr wenden kann, eine Skulptur, deren Form mich begeistert, ein Hang, auf dessen unberührter Schneedecke die Eiskristalle glitzern, eine Blatt, das sich gerade aus einer Knospe entfaltet hat. Und ich merke: Ob ich etwas schön finde und mich etwas zuinnerst anrührt, hängt auch von meinem Blick, bzw. von meiner inneren Verfassung ab.

Brigitte Thalhammer
ist Provinzleiterin des katholischen Ordens der Salvatorianerinnen in Österreich

„Es ist gut, dass es dich gibt“

Manchmal sind es ganz banale Dinge, die plötzlich etwas Vollkommenes ausstrahlen: ein Wasserkrug, in dem sich das Licht bricht, das Stück Brot auf meinem Teller, der alte Sessel im Garten unter dem Baum, das verwelkte Blatt im Wasser. Und wenn ich mich Menschen wirklich zuwenden kann, wenn ich sie wirklich anschauen kann – dann kommt mir da auch immer wieder Schönheit entgegen. Die entspricht keinem Schönheitsideal – aber es ist der Mensch in seiner Einmaligkeit. Ich betrachte es als großes Geschenk, wenn sich mir dieser Blick auftut. Oft genug bleibe ich an der Oberfläche hängen und meine Urteile über Menschen fallen anders aus.

Aber es gibt einen, der hat diesen besonderen Blick auf uns Menschen. Ich glaube an einen Gott, der um unsere Ecken und Kanten, um unsere Unzulänglichkeiten und Dunkelheiten weiß, und der jeden Menschen, mit allem, was ihn oder sie ausmacht, liebevoll anschaut. Ein Blick, der dich meint und dich will – und der ausdrückt: Es ist gut, dass es dich gibt.