Fastenvorsätze

„Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen“, weiß der Volksmund. Viele Menschen nehmen sich trotzdem immer wieder etwas vor, besonders in der Fastenzeit. An den eigenen Vorsätzen zu scheitern – gerade das kann eine wertvolle Erfahrung sein.

Morgengedanken 1.4.2015 zum Nachhören:

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In diesen Tagen kommen Menschen ins Kloster, die oft ihre Fastenvorsätze nicht halten konnten: z.B. ein Mann, erfolgreich im Beruf, zufrieden mit seiner Familie. Vor dem Aschermittwoch hat er mir gesagt: „Diese Fastenzeit möchte ich nicht rauchen.“ Eine Woche später rief er mich verzagt an: „Pater Bernhard, ich habe in den ersten Tagen der Fastenzeit mehr geraucht als sonst!“ Aber jetzt würde er es bis zum Ostersonntag sicher schaffen.

Bernhard Eckerstorfer
ist Benediktinerpater im oberösterreichischen Stift Kremsmünster

„Wo ich schwach bin, ...“

Gestern kam er zerknirscht zu mir: „Ich habe in all den Tagen der Fastenzeit mindestens so viel geraucht wie in den Monaten vorher.“ Der Mann kämpfte mit den Tränen. Bitter, sich so schwach zu fühlen: „Ich dachte nicht, dass ich mich so wenig in der Hand habe. Ich erlebe mich als erbärmliche Kreatur vor meinem Schöpfer.“

Eine gute, heilsame Erfahrung, dachte ich still bei mir und zitierte Paulus: „Wo ich schwach bin, bin ich stark.“ Da sagte der Mann nachdenklich: „Wenn ich nicht einmal 40 Tage vom Rauchen lassen kann, dann sollte ich verständnisvoller und barmherziger mit meinem Onkel umgehen, der Alkoholiker ist!“ Da dachte ich mir: Wo die Erfahrung von Unvermögen groß wurde, ist die Gnade übergroß geworden.