Gründonnerstag

Heute, am so genannten „Gründonnerstag“, wie er in der katholischen Tradition genannt wird, wird in vielen Kirchen der Brauch der „Fußwaschung“ gepflegt – auch im Stift Kremsmünster. Der Abt des Klosters besucht dafür – wie im vergangenen Jahr Papst Franziskus – eine Strafanstalt.

Morgengedanken 2.4.2015 zum Nachhören:

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Ein Mitbruder aus meinem Benediktinerkloster hat mir einmal gesagt: „Von Jahr zu Jahr geht mir mehr auf, was wir zu Ostern feiern.“ Mir geht es ähnlich: Zum fünfzehnten Mal begehe ich im Kloster das „Triduum Paschale“, die Drei Österlichen Tage: Gründonnerstag, Karfreitag und dann – nach der Unterbrechung des Karsamstags – Ostersonntag.

Bernhard Eckerstorfer
ist Benediktinerpater im oberösterreichischen Stift Kremsmünster

Fußwaschung an konkreten Menschen

Heute beginnen wir nicht wie sonst um 6 Uhr mit den Laudes, sondern wir feiern um 7 Uhr eine sogenannte Trauermette. Sie dauert über eine Stunde und wird in der Stiftskirche auch am Karfreitag und Karsamstag gehalten. Da beten wir Psalmen, und die Lamentationes werden vorgesungen, die Klagelieder des Propheten Jeremia: „Ach, wie einsam und verlassen liegt sie da, die Stadt Jerusalem. Darüber weine ich Tag und Nacht. Ach Herr, sieh doch, wie verzweifelt ich bin!“

Wenn ich das höre und innerlich mitbete, denke ich an konkrete Menschen. Ihnen ist Jesus besonders nahe, wenn er sich heute hingibt, einsam seinen Leidensweg am Ölberg beginnt. Diese Hingabe des Herrn wird mir auch vor Augen geführt, wenn einer von uns heute mit den Strafgefangenen in Garsten das Abendmahl feiert und der Abt zwölf Personen die Füße wäscht.