Karfreitag

Am „Karfreitag“, wie er in Österreich traditionell genannt wird, gedenken gläubige Christinnen und Christen des Kreuzestodes von Jesus Christus. Pater Bernhard Eckerstorfer erinnert heute an die vielen Mönche, die am hohen Anspruch ihrer Berufung gescheitert sind.

Morgengedanken 3.4.2015 zum Nachhören:

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Immer wieder neu beeindruckt und inspiriert mich, dass in unserem Kloster durch die Jahrhunderte der Glaube lebendig geblieben ist. Im 8. Jahrhundert wurde die Abtei Kremsmünster gegründet und dem Welterlöser geweiht. Ja, 1.200 Jahre lang wird hier das Lob Gottes gesungen und der Tod wie die Auferstehung Jesu Christi verkündet.

Bernhard Eckerstorfer
ist Benediktinerpater im oberösterreichischen Stift Kremsmünster

Klostergeschichte

Ich stelle mir vor, wie viele Mönche vor mir hier mit ihren Stärken und Schwächen gelebt haben. In der Gruft schaue ich mir die Totenschädel vergangener Jahrhunderte an und frage: „Habt auch ihr Zweifel gehabt und seid dem hohen Anspruch eurer Berufung zuweilen nicht gerecht geworden?“ Dieser Blick in die Vergangenheit gibt mir Mut. Ich stelle mich in die lange Reihe von Menschen, für die das Kreuz Zeichen des Lebens wurde. Wie unsere Vorgänger seit 1.200 Jahren werde ich heute mit meinen Brüdern beten, beim kargen Mahl im Kloster schweigen, um 15 Uhr die Passion aus dem Johannesevangelium hören, niederknien vor dem Kreuz.

Ich bitte Gott, er möge mir und anderen beistehen. Und schon bald, in wenigen Jahrzehnten, werde auch ich ein vergangener Teil dieser Klostergeschichte sein ...