Judas, der böse Apostel?

Themen: Zweifel am Bild vom „bösen“ Judas, 30. Todestag von Marc Chagall, Buch von Linda Kreiss über ihren verstorbenen Sohn, Ökumenische Sommerakademie Kremsmünster 2015 und ein Kurzessay von Brigitte Schwens-Harrant

Judas, der böse Apostel?

Er gehört wohl zu den dunkelsten biblischen Gestalten oder wird zumindest so dargestellt: geldgierig und egoistisch, Judas Iskariot. In den Tagen vor Ostern tritt er in den Passionsgeschichten sozusagen ins liturgische Rampenlicht. Um 30 Silbermünzen soll er, so erzählen es die Evangelien, Jesus verraten haben, an die Hohepriester, die Jesus schließlich an die Römer auslieferten.

Erfüllte Zeit
Sonntag, 29.3.2015, 7.05 Uhr, Ö1

Doch an diesem Bild des verräterischen Judas gibt es Zweifel, zum Beispiel hegt diese auch der israelische Schriftsteller Amos Oz, dessen Roman „Judas“ gerade erschienen ist. Für Oz klingt die ganze Verratsgeschichte unglaubwürdig und hat viel mit dem Ursprung des auch kirchlichen Antisemitismus zu tun. Ähnlich sieht es der katholische Theologe und Judaist Wolfgang Treitler, er stellt das herkömmliche Bild von Judas gänzlich auf den Kopf. Er glaubt nicht, dass Judas Jesus verraten hat, sondern dass er vielmehr einer der ganz engen Anhänger Jesu war, mit großen Erwartungen an seinen Meister. – Gestaltung: Andreas Mittendorfer

Genie oder Gebrauchsmaler – Zum 30. Todestag von Marc Chagall

Mit biblischen Darstellungen aus Judentum und Christentum ist er berühmt geworden: Marc Chagall. Am 28. März war es 30 Jahre her, dass er gestorben ist. Bis heute ist Chagall umstritten. Für die einen ist er der Meister der Farbe, der geniale supra-naturalistische Maler, der Diesseits und Jenseits auf einzigartige Weise in seinen mystischen Bildern sichtbar machen konnte. Für andere ein platter Küchenkalender-Maler. Ein Gebrauchskünstler, der sich vor allem von den christlichen Kirchen nach 1945 benutzen und bezahlen ließ.

Seine „weiße Kreuzigung“ von 1938 jedenfalls, Reflex auf die Reichspogromnacht, wollte man sich nicht so gerne ins Wohnzimmer oder gar ins Pfarrhaus hängen. Auch dass Chagall nicht Franzose, sondern russischer Jude war, wurde nur zu gerne verschwiegen. Der Versuch einer Bewertung des Lebens und Schaffens Marc Chagalls zu seinem 30. Todestag. – Gestaltung: Thomas Klatt

Sternensohn – Eine Mutter trauert um ihr Kind

Es ist wohl einer der schmerzhaftesten Verluste und auch deshalb stark tabuisiert: der Tod des eigenen Kindes. Die Künstlerin und Autorin Linda Kreiss hat vor nicht ganz vier Jahren ihren Sohn begraben: Er ist im Alter von knapp 28 Jahren an Mukoviszidose gestorben, einer Erbkrankheit, die diagnostiziert wurde, als er 6 Jahre alt war. Nach seinem Tod hat Linda Kreiss Briefe an ihn zu schreiben begonnen. Unter dem Titel „Sternensohn“ sind sie in Buchform erschienen. Judith Fürst hat die Autorin besucht und mit ihr auch über den Trost gesprochen, den man in der Religion finden kann - oder auch nicht. – Gestaltung: Judith Fürst

„Warum Leid?“

ist das Thema der 17. Ökumenischen Sommerakademie, die von 15. - 17. Juli im oberösterreichischen Stift Kremsmünster stattfinden wird. Vertreterinnen und Vertreter aus Judentum und Christentum, aus Philosophie und Theologie stellen sich den existenziellen Grunderfahrungen menschlichen Leidens.

Anmeldungen sind ab sofort möglich: Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz, Bethlehemstraße 20, 4020 Linz, Tel.: +43 (0)732/784293, e-mail: sommerakademie@ktu-linz.ac.at – Gestaltung: Kerstin Tretina

PALM-Sonntag: Kurzessay zu Markus 11, 1 – 10

Der Einzug Jesu in Jerusalem, bei dem ihn die Menschen der Überlieferung nach mit Palmzweigen empfangen haben - wenige Tage vor seiner Hinrichtung - ist jener Evangelienabschnitt, der bei der traditionellen katholischen Palmprozession gelesen wird. Gedanken dazu von der Theologin, Germanistin und Feuilletonistin Brigitte Schwens-Harrant.

Kurzessay zu Markus 11, 1 – 10

Moderation: Martin Gross

Erfüllte Zeit 29.3.2015 zum Nachhören:

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Buchtipp:

Linda Kreiss, „Sternensohn - Briefe an mein entschlafenes Kind“, Goldegg-Verlag

Link:

Sommerakademie Kremsmünster 2015