„Ich bin kein Wunderwuzzi“

Themen: 1. Pressekonferenz von Bischof Krautwaschl, Armenier in Wien, Gedenkmarsch für die Holocaustopfer, die jesidische Gemeinde in Österreich und ein Kurzessay von Markus Schlagnitweit

„Ich bin kein Wunderwuzzi“ – Die erste Pressekonferenz von Bischof Wilhelm Krautwaschl

Mit Applaus, Gesang, Umarmungen und Blitzlichtgewitter wurde am Donnerstag der bisherige Regens des Bildungszentrums Augustinum und designierte Bischof der Diözese Graz-Seckau, Wilhelm Krautwaschl, im Bischöflichen Ordinariat vom Hauspersonal empfangen. Grund des Kommens war seine erste Pressekonferenz. Krautwaschl erzählte von seiner bewegten Lebensgeschichte – etwa von seiner ständigen Begegnung mit Leid und Tod – und auch vom Schreck, als ihm der österreichische Nuntius eine Nachricht auf der Sprachbox hinterlassen hat.

Erfüllte Zeit

Sonntag, 19.4.2015, 19.05 Uhr, Ö1

Er habe kein „Patentrezept“, aber Seelsorge in ihrer ganzen Vielfalt werde ein zentrales Anliegen sein: „Es ist ein Unterschied, ob du in Hartberg oder in Knittelfeld tätig bist. Die Menschen haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse.“ Man könne „nicht überall das gleiche Programm abspulen. “Und er betonte: „Ich bin kein Wunderwuzzi, ich habe viele Fragen, auf die ich keine Antworten weiß.“

Und angesprochen auf seine beiden Vorgänger und ob er von ihrer Arbeitsweise etwas übernehmen werde, meinte Krautwaschl: „Ich hab weder die Talargröße von Bischof Johann noch von Bischof Egon. Ich bin der Willi Krautwaschl.“ – Gestaltung: Martin Gross

Das armenische Wien

Vor genau hundert Jahren - in der Nacht vom 24. auf 25. April 1915 - begann mit einer Verhaftungswelle in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, die Katastrophe, "Aghet“ - wie sie von Armeniern genannt wird. Nach seriösen Schätzungen sind bei den Deportationen und Todesmärschen der Jahre 1915 und folgende bis zu eineinhalb Millionen Menschen ums Leben gekommen. Von der armenisch-apostolischen Kirche werden sie alle am 23. April kollektiv heiliggesprochen.

In Österreich, besonders in Wien, gibt es eine ansehnliche „Diaspora-Gemeinde“ von Armenierinnen und Armeniern.

Markus Veinfurter besucht für „Erfüllte Zeit“ die armenisch-apostolische Kirche in Wien-Landstraße, die der heiligen Hripsime geweiht ist, einer hochgeborenen römischen Prinzessin zu Zeiten des Kaisers Diokletian, die lieber Nonne blieb als die Frau des armenischen Königs zu werden.

Darüber hinaus ist „Erfüllte Zeit“ zu Gast im armenisch-katholischen Kloster der Mechitharisten, eines der weltweit bedeutendsten Zentren armenischer Kultur, das sich ebenfalls in Wien befindet. In der Bibliothek des Klosters hat Franz Werfel seinen Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ geschrieben - und damit dem Leiden des armenischen Volkes während des Ersten Weltkriegs ein literarisches Denkmal gesetzt. – Gestaltung: Markus Veinfurter

„Das Leben ist stärker“ – Der „March of the Living“ in Auschwitz

„Aber das Leben ist stärker...“ Das ist eine Botschaft, die die unterschiedlichen Religionen auf verschiedene Weisen vermitteln, zuletzt etwa im jüdischen Pessach- und im christlichen Osterfest.

Dass das Leben stärker ist, das will auch der traditionelle „March of the Living“ deutlich machen. Seit 1988 findet er statt, über 200.000 Personen haben bisher daran teilgenommen und gemeinsam im Gedenken an die Opfer der Shoah die drei Kilometer von Auschwitz nach Birkenau zurückgelegt. Am vergangenen Donnerstag, dem 16. April, war es wieder soweit. An diesem Tag wurde der israelische Gedenktag Jom Hashoah begangen - und auch der „March of the Living“.

Teilnehmer am "Marsch der Lebenden" vom KZ Auschwitz zum Vernichtungslager Birkenau

ORF/Brigitte Krautgartner

Teilnehmer am „Marsch der Lebenden“

Eines seiner zentralen Anliegen besteht darin – auch genau 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs - junge Leute in Kontakt zu bringen mit denen, die das unfassbar Schreckliche erlebt haben und darüber erzählen können, weil sie zu jenen gehören, die überlebt haben. – Gestaltung: Brigitte Krautgartner

Auf Heimatsuche – Jesiden in Österreich

Für die Religionsgemeinschaft der Jesiden hätten die vergangenen Tage fröhliche sein sollen. Rund um den 15. April heißen sie traditionell das neue Jahr willkommen und feiern eines ihrer wichtigsten religiösen Feste. Zum Feiern ist den Jesidinnen und Jesiden derzeit allerdings nicht zumute, sie haben traumatische Monate hinter sich. Der sogenannte „Islamische Staat“ hat sie zu Hunderttausenden aus ihren Hauptsiedlungsgebieten im Nordirak und Syrien vertrieben. Viele sind verschleppt und getötet worden. Der Bericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte spricht von einem Völkermord. Die meisten Anhängerinnen und Anhänger der wenig bekannten monotheistischen Religion sind derzeit auf der Flucht. Auch nach Österreich kommen nun immer mehr jesidische Flüchtlinge, die - noch - kleine Community wächst. Eine große Party hat es hier zum jesidischen Neujahr nicht gegeben, eine kleine Feier schon.

Kerstin Tretina hat Mitglieder der Gemeinschaft in Österreich begleitet und mit ihnen über ihre aktuelle Situation gesprochen.

„Fasst mich doch an“ - Kurzessay zu Lukas 24, 35 – 48

Es ist eine der Erzählungen im Gefolge der Auferstehung des Jesus aus Nazareth, wie sie gegen Ende des ersten Jahrhunderts bei Lukas beschrieben ist, die in den römisch-katholischen Messfeiern für den zweiten Sonntag nach Ostern als Evangelientext vorgesehen ist. Recht kritische Gedanken dazu stammen vom Linzer Künstler- und Hochschulseelsorger Markus Schlagnitweit.

Kurzessay zu Lukas 24, 35 – 48

Moderation: Martin Gross

Erfüllte Zeit 19.4.2015 zum Nachhören:

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