Heimweh

Über den Tod sprechen Erwachsene nicht gerne. In den heutigen Morgengedanken erzählt Silvia Habringer-Hagleitner, wie unbeschwert Kinder manchmal an das Thema Tod herangehen.

Morgengedanken 26.6.2015 zum Nachhören:

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„Jetzt weiß ich, wieso man stirbt!“ – Mit leiser Freude in der Stimme kündete mir unser Jüngster im Alter von fünf seine neuesten Erkenntnisse an, während er im Hängesessel hin und her schaukelte und ich das Geschirr in die Spülmaschine räumte.

Prof. Dr. Silvia Habringer-Hagleitner
ist Leiterin des Ausbildungsinstitutes für Religionslehrer an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz

Fürchte dich nicht

Gespannt lauschte ich, was nun kommen würde: „Das ist nämlich so: Bevor wir auf die Welt kommen, leben wir bei Gott. Dann leben wir auf der Welt. Und wenn man Heimweh bekommt, dann stirbt man.“ Ich finde diese Idee warm und tröstlich. Heimkommen in ein gutes Zuhause, in eine vertraute Welt – wer wünscht sich das nicht? Wenn Sterben Heimkommen ist, dann ist es schön und keiner braucht Angst davor zu haben. Wieder einmal lernte ich von einem Kind für meine Seele.

Auch Martin Luther war schon vor 500 Jahren beeindruckt von der kindlichen spirituellen Kompetenz. Er riet seinen Gelehrten an den Kindern zu studieren, was Glaube ist. Er stellte an seinen eigenen Kindern fest, dass sie froh und unbekümmert waren und sich vor nichts und niemandem fürchteten. Weder vor Papst noch Fürsten, weder vor Tod noch Teufel. Fürchte dich nicht. Selbst der Tod ist nur ein Heimkommen.