Eine Predigt zum Frühstück in London

Urlaub am Campingplatz ist nicht jedermanns Sache: In London ganz besonders – und das nicht nur wegen des sprichwörtlich unbeständigen Wetters.

Morgengedanken 29.7.2015 zum Nachhören:

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Ich liebe London als hektische, flippige und hippe Stadt. Nur sollten Sie als Besucher die Campingplätze inmitten der Stadt meiden. Schon im Bus wird einem klar - diese hübschen roten Busse sind für vollgepackte Rucksacktouristen nur schwer zu bewältigen. Der Weg von der Busstation zum Campingsite gestaltete sich für uns damals als Spießrutenlauf, bei dem uns die kräftigen Jungs aus der Nachbarschaft gern die schweren Rucksäcke abgenommen hätten, während ihre süßen Kampfsporthunde uns ankläfften, und die wie richtige Wiener meinten: „Die wollen eh nur spielen.“

Harald Kluge
ist evangelisch-reformierter Pfarrer in Wien

Angekommen am Campingplatz, der einer Müllhalde glich, verschanzten wir uns schnell in den Zelten und hofften auf den Morgen. Mit Sirenengeheul von Einsatzfahrzeugen schliefen wir unruhig ein. Dann hörten wir mitten in der Nacht einen Schrei. Und wir wussten nicht recht, ist es klug nachzuschauen? Unser Freund aus dem Nachbarzelt kam klappernd zu uns rein und erzählte: Ein Besoffener hatte sich auf sein Zelt geworfen und versucht, ihn liebevoll zu umarmen.

Morgens bugsierten wir den Besoffenen vom Zelt, packten die Sachen und zogen in ein Privatquartier, bei dem es zwar zum Frühstück schimmeligen Toast mit einer Predigt gab, in dem Alkohol jedoch absolut tabu war. Nach dem Schock auf dem Campingplatz war das für diesen Urlaub durchaus okay.