Madeira: „Die wahre Liebe ist das nicht“

Urlaub mit der Ex-Freundin – das ist selbst auf der Blumeninsel Madeira keine gute Idee - schon gar nicht für Allergiker.

Morgengedanken 31.7.2015 zum Nachhören:

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Durch die geöffneten Fenster konnten wir das Rauschen des Blumenmeeres und das Meeresrauschen hören. Geweckt hatte uns hingegen ein nicht enden wollendes Hatschi! Die Blumeninsel Madeira war für meine damalige Schon-Ex-Freundin und mich ein Refugium, um uns über die Gefühle einer zerrütteten Beziehung klar zu werden. Madeira ist ja der Himmel auf Erden für Liebespaare, aber es ist die Hölle für Blumenallergiker wie mich.

Harald Kluge
ist evangelisch-reformierter Pfarrer in Wien

Niesen und zynische Bemerkungen

Das Niesen des Zimmernachbarn des Hotels hatte uns beide geweckt. Und der darauf folgende Streit des anscheinend frischgetrauten Paares ließ an ein Einschlafen nun nicht mehr denken. Beim Frühstück, wie beim Mittagessen und Abendessen im Hotel fiel uns auf, dass sich nicht nur Jungverliebte stumm schmachtend in die Augen schauen. Stumm sitzen auch die älteren Ehepaare und starren ins Narrenkastl längst verflossener, freudigerer Momente. Wir kamen uns vor wie in einem Jacques Tati-Film, versprachen uns freundschaftlich verbunden zu bleiben - was uns übrigens nicht gelingen sollte.

Mit süßem Madeirawein wurde dieser Urlaub zu einem aberwitzigen Panoptikum surrealer Beziehungskisten. Und die Stille in den Speisesälen wurde nur durch unsere zynischen Bemerkungen und durch das Niesen an den Tischen gestört.