Liebe in der „Stadt der Liebe“

Am Campingplatz gibt es keine Privatsphäre - das war schon immer so – lange vor der Erfindung von „Facebook“ und anderen „sozialen Netzwerken“.

Morgengedanken 1.8.2015 zum Nachhören:

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Auch Liebesbegleitgeräusche können nervtötend sein, nach einem anstrengenden Sightseeing-Tag in Paris, der Stadt der Liebe, bei dem zwei Freunde und ich es immerhin acht Minuten im „Moulin Rouge“ ausgehalten haben, bevor uns der Türsteher bemerkt und rausgeworfen hat.

Harald Kluge
ist evangelisch-reformierter Pfarrer in Wien

„Bonne nuit!“

Ein Tag in Paris, an dem wir erstmals im Leben Muscheln gegessen und Muscheln gekotzt hatten, denn sie vertragen sich nur schwer mit Sprite und Cola. Ein Tag, an dem wir den Louvre ehrfürchtig durchgehechelt sind. Und ein Tag, an dem wir mehrmals einen Korb erhalten haben, denn Französinnen mögen Englisch in der Schule gelernt haben, es auch verstehen, aber sie sprechen partout nur französisch. Also hieß es nachts für uns erfolglose Jäger dann am Campingplatz: Schotten dicht und gute Nacht. Dass manche Touristenpaare aber in der Stadt der Liebe auch Liebe im Sinn haben, wurde uns gegen zwei Uhr früh vor Ohren geführt.

Einige Camper versammelten sich vor dem Zelt, in dem es wohl gerade zur Sache ging. Aufgeweckt durch die Liebesbegleitgeräusche aus diesem besagten Zelt, überlegten manche, was tun. „Soll man die beiden freundlich unterbrechen und bitten, leise weiterzumachen?“ Sagt man unfreundlich: „Stop that noise!“ Übergeht man es stilvoll und wartet das Ende ab? Zu Gehörvoyeuren mutiert, verabschiedeten sich die Leute voneinander mit: „Good night!“ „Bye!“ und „Bonne nuit!“ Es ist eben nicht alles für die Öffentlichkeit bestimmt, auch nicht im Urlaub – im eigenen Interesse.