Musik und Stille

Manches lässt sich durch Musik besser ausdrücken als durch Worte...

Morgengedanken 11.8.2015 zum Nachhören:

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Vor einem Monat wurde der Sonntagsgottesdienst aus Kirchschlag übertragen und ich habe dabei zentrale Teile des Gottessdienstes gesungen. Ein Anrufer meinte danach, der Gesang nähme dem Wort die Kraft.

Otto Piplics
ist Pfarrer aus Kirchschlag in der Buckligen Welt (NÖ). Er ist Spielleiter der dortigen Passionsspiele, die alle fünf Jahre stattfinden und am 15. August Premiere haben.

Ich bin nicht dieser Ansicht, sonst hätte ich es ja nicht gemacht. Im Gegenteil: Gesang und Musik vermögen das Unaussprechliche auszudrücken und erreichen Tiefen der Seele, in die Worte keinen Zutritt haben. Unsere Ohren sind wie Tore zum inneren Universum. Dabei denke ich zurzeit besonders an zwei Stellen in der Passionsspielmusik: die Geißelung und die Marienklage. Das eine Stück drückt Gewalt und Folter in Tönen aus. Es erschreckt, lässt mit dem gegeißelten Christus mitleiden und macht es doch gleichzeitig ertragbar. Das zweite Stück macht die Liebe der Mutter Maria zur ihrem toten Sohn hörbar, ihre Trauer und gleichzeitig ihre Hoffnung über das Kreuz hinaus.

Mir gibt die Musik manchmal Kraft, manchmal Trost, manchmal Geborgenheit; aber manchmal erfreue ich mich auch an ihrer Schwester: der Stille. Welch ein Reichtum, beide zu kennen!