Teil sein und teilen

Flüchtlinge, Asylsuchende – sie entwickeln sich zum Dauerthema in diesem Sommer. Aglaia Maria Mika hat dazu einen eigenen Zugang, war ihr Vater doch selbst ein Flüchtling. Sie betont heute in ihren „Morgengedanken“: Aus der Kraft des Teilens wachsen ungeahnte Lebenskräfte.

Morgengedanken 20.8.2015 zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Welche Bilder kommen, wenn wir an Flüchtlinge denken – welche Gesichter? Auch mein Vater war ein Flüchtlingskind. Einmal zeigte er mir voller Stolz den Platz, auf dem die Baracke der Familie gestanden hatte, wo er selbst seine ersten drei Lebensjahre verbracht hatte.

Aglaia Maria Mika
ist Musiktherapeutin und Islambeauftragte der römisch-katholischen Diözese Feldkirch in Vorarlberg

Helfen als menschliches Urbedürfnis

Nach traumatischen Fluchterlebnissen aus ihren Ursprungsländern stehen viele Flüchtlinge vor allem vor einer Schwierigkeit: WARTEN. Ungewissheit. Nach allen Mühen noch immer nicht ankommen dürfen. Und wer selbst einmal den Aufbau einer neuen Existenz in der Ferne oder auch Arbeitslosigkeit erlebt hat, weiß selbst, wie wichtig das Teilnehmen ist. Partizipation bedeutet, dass ich mich, mein persönliches Wirken, in ein größeres Ganzes einbringen darf – ein menschliches Urbedürfnis von unschätzbarem Wert! Auch das Bedürfnis zu helfen schlummert in uns allen: Wer würde nicht nach bestem Gewissen am liebsten mit anpacken – und viele tun es auch schon!

Meine Eltern haben den letzten Heiligen Abend mit einem Flüchtling aus Usbekistan verbracht. Weil man ihm zuvor sein Fahrrad gestohlen hatte, wollten sie ihm ein neues schenken. So ging mein Vater zum Fahrradhändler seines Vertrauens und schilderte den Wunsch: Da schenkte ihm der Händler ein gebrauchtes Fahrrad. Es war ihm selbst ein Bedürfnis, Gutes zu tun.