Leere

Wer hat noch nie von ihm gehört, vom „Pensionsschock“? Und viele haben ihn am eigenen Leib erlebt … Die evangelische Oberkirchenrätin Hannelore Reiner steht zur Zeit selbst vor diesem wichtigen Schritt in den Ruhestand.

Morgengedanken 28.8.2015 zum Nachhören:

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Es ist eine eigenartige Lebensphase, in der ich mich gerade befinde. Der Übertritt in den Ruhestand bedeutet zunächst einmal Trennung und Leere. Die Dienstwohnung wurde bereits vor Wochen leergeräumt – und jetzt sind auch noch Schreibtisch und Computer zu ordnen und alles das aus dem Büro zu entfernen, was eben zu den persönlichen Dingen zählt.

Dr. Hannelore Reiner
ist evangelische Oberkirchenrätin

Abschied und Neubeginn

Aber die Leere geht weit über das Äußere hinaus. Was ist, wenn die Briefe ausbleiben? Wenn niemand mehr etwas von mir will oder mich brauchen könnte? Ich habe von frühpensionierten Männern gehört, die dennoch jeden Tag mit dem Auto Richtung ehemaligen Arbeitsplatz fuhren, weil sie sich schämten, keine Arbeit mehr zu haben, oder weil ihnen die Leere, die sich nun im Alltag ausbreitete, auf den Kopf fiel.

Vom Pensionsschock wird gesprochen. Ich kann gut nachvollziehen, dass es nicht leicht ist, einen Beruf, den ein Mensch jahre- und jahrzehntelang ausgeübt und seine ganze Kraft hineingelegt hatte, an einem bestimmten Stichtag aufzugeben und loszulassen. Aber die Leere, die dann zu spüren ist, kann auch nötig und heilsam sein, wie ein weiter Raum, in dem ich aufatmen kann und endlich die Ruhe finde, die nötig ist für Abschied und Neubeginn.