Krone der Schöpfung

Die Menschen – oder zumindest manche von ihnen – betrachten sich gern als „Krone der Schöpfung“. Vielleicht muss gerade deshalb die Natur vor dem Menschen geschützt werden.

Morgengedanken 23.9.2015 zum Nachhören:

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Am sechsten Schöpfungstag schuf Gott den Menschen und gab ihm den Auftrag, über die Tiere zu herrschen und sich die Erde untertan zu machen. Zu einer Zeit, als die Kräfteverhältnisse zwischen Natur und Mensch noch ganz andere waren und die Menschen viel stärker den Kräften der Natur ausgeliefert waren, hatte dieser Auftrag eine wichtige Bedeutung. Vielfach musste der Natur Platz für menschliches Leben abgerungen werden.

Olivier Dantine
ist evangelisch-lutherischer Superintendent für Salzburg und Tirol

Am selben Tag erschaffen wie der Mensch

Das Kräfteverhältnis hat sich mittlerweile aber umgekehrt. Zwar wird der Mensch die Natur nie im Griff haben, wie Naturkatastrophen immer wieder zeigen, aber noch viel mehr gilt, dass die Schöpfung vor dem Eingriff des Menschen geschützt werden muss, auch weil wir uns sonst unsere eigene Lebensgrundlage nehmen. Die Aufforderung, über die Tiere zu herrschen und sich die Erde untertan zu machen wirkt heute zynisch in Anbetracht der Tatsache, dass nach manchen Schätzungen jeden Tag fast 100 Arten aussterben, nicht zuletzt auch weil ihnen der Mensch Lebensraum nimmt. Was aber im biblischen Schöpfungsbericht deutlich wird: Wir stehen nicht über der Schöpfung, sondern sind ein Teil von ihr.

Und wenn wir uns selbst als Krone der Schöpfung betrachten, dürfen wir nicht vergessen: Alle Tiere des Feldes, alles Vieh, alles Gewürm auf Erden sind am selben Tag erschaffen worden wie wir Menschen.