Gutmenschen

Seit einiger Zeit kursiert das Wort „Gutmensch“ als Schimpfwort. Aber wie würde eine Welt aussehen, in der das Gegenteil „In“ ist? Höchste Zeit für einen positiven Klimawandel, meint Elisabeth Rathgeb.

Morgengedanken 30.9.2015 zum Nachhören:

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Neulich hat mir meine Friseurin folgende Geschichte erzählt: Sie hat ihren Laptop, den sie nicht mehr braucht, einem Flüchtlingsheim gespendet. Als sie bei einem Abendessen im Bekanntenkreis davon berichtet, erlebt sie eine böse Überraschung: Sie wird heftig attackiert und als „Gutmensch“ beschimpft: naiv, blauäugig und schlecht informiert.

Elisabeth Rathgeb
ist Seelsorgeamtsleiterin der römisch-katholischen Diözese Innsbruck

STOPP sagen

Meine Friseurin ist eine tüchtige und erfolgreiche Geschäftsfrau, die mit beiden Beinen im Leben steht. Ihr und mir ist es ein Rätsel, wieso „Gutmensch“ inzwischen ein Schimpfwort ist. Wer möchte schon gerne das Gegenteil sein? Ein richtiges Aas oder gar ein Aasgeier, um ein rundfunktaugliches A-Wort zu verwenden? Und wer möchte schon in einer Welt voller Aasgeier leben? Seltsam, dass Menschen, die es gut mit anderen meinen, sich dann beschimpfen lassen müssen. Verkehrte Welt, oder? Umso wichtiger finde ich es, hier einen Gegentrend zu setzen: „Ich rede gut über dich“.

Sagen Sie STOPP, wenn die Tratsch-Lawine ins Rollen kommt. Sagen Sie STOPP, wenn die Kollegin durch den Kakao gezogen wird. Sagen Sie STOPP, wenn die Gerüchteküche am Stammtisch brodelt. Im schlimmsten Fall werden Sie dann als „Gutmensch“ bezeichnet. Nehmen Sie es als Kompliment.