Nächstenliebe und Eigenliebe

Du bist zu dir selbst gut, also sei es auch zu deinen Nächsten. Auch so ließe sich das Gebot der Nächstenliebe formulieren - in dem eben auch die Anweisung steckt, sich selbst zu lieben.

Morgengedanken 21.11.2015 zum Nachhören:

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Als Jesus einmal gefragt wird, was das höchste Gebot ist, antwortet er: „... du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt, und von allen deinen Kräften.“ Das andre ist dies: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“

Militärsuperintendent Karl-Reinhart Trauner
ist Leiter der evangelischen Seelsorge beim Österreichischen Bundesheer

Oft wird die Verbindung zwischen Nächstenliebe und Eigenliebe übersehen. Aber darin liegt eine wichtige Begründung für die Nächstenliebe: Du bist zu dir selbst gut, also sei es auch zum Nächsten. – Ich denke mir: Wer sich selbst nicht liebt, wie soll denn so jemand seinen Mitmenschen lieben? Bei der Nächstenliebe geht es aber nicht nur um eine liebevolle und menschenorientierte Einstellung, sondern auch um die tätige Menschenliebe. Natürlich kann jemand auch Nächstenliebe üben, wenn er nicht an Gott glaubt – keine Frage. Für Christen – und für die kann ich als christlicher Theologe reden – sollte es aber eine Frage der Verantwortung sein, Nächstenliebe zu üben, wie es Jesus geboten hat.

Der ehemalige Kärntner Militärkommandant und Präsident der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Soldaten, Gunther Spath, hat vor einigen Tagen seinen jüngsten Gedichtband veröffentlicht. In einem seiner Gedichte schreibt er:

Gottglauben […] heißt, nicht missbrauchen
den Höchsten für fragwürdig irdisch Ziele,
niemals rechtfertigt er Gewalt und Macht […].

Und weiter oben schreibt er:

Wir brauchen ganz genau, was er [Jesus] verkündet,
die Demut und die Liebe und das Gottvertrauen,
weniger Übermut und stolze Selbstgerechtigkeit […].

Was kann ich denn noch mehr sagen?!