Die Gabe der Stärke

Stärke ist wichtig in unserer Gesellschaft – nur keine Schwäche zeigen, immer stark sein. Das ist das Motto für viele. Gleichzeitig hat Stärke auch einen tieferen Sinn. Schließlich zählt sie auch zu den sieben Gaben des Heiligen Geistes.

Morgengedanken 25.11.2015 zum Nachhören:

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Wenn ich über die Geistesgabe der „Stärke“ nachdenke, beschleicht mich Unbehagen. Gilt doch nach wie vor auf der Welt scheinbar das Recht des Stärkeren! Zeigt sie sich doch raffiniert getarnt in den Börsenberichten! Wird der Ruf nach dem „starken Mann“ ja nicht gerader leiser! Versteckt sie sich doch listig in Werbeparolen und Fitness-Studios!

Angelika Pressler
ist Psychotherapeutin und Personalentwicklerin bei der Caritas Salzburg

Bodenständigkeit und Kontakt zum Himmel

Stärke als Geistesgabe muss aber noch etwas anderes sein, denn in der Bibel wird der Geist Gottes auch wie eine Bruthenne beschrieben, die ihre weichen, wärmenden Flügel über das Küken Welt ausbreitet. Stärke als Geistgabe ist unscheinbar, so wie Backpulver oder Stärkemehl, die im Kuchenteig verschwinden und ihn doch aufgehen lassen. Sollte die Gabe des Geistes so ein „Treibmittel“ sein, mit dessen Hilfe wir nicht nur mit, sondern hie und da auch gegen den Strom der Zeit schwimmen können? Dann hat Stärke viel mit der Kraft zu widerstehen gemeinsam, mit der Fähigkeit standzuhalten, geduldig und beharrlich zu sein.

Ich wünsche Ihnen starke Menschen, die mit beiden Beinen auf der Erde stehen und den Kontakt zum Himmel nicht verloren haben. Sie wissen in ihrer Bodenständigkeit auch um ihre Erschütterbarkeit und haben sich vertraut gemacht mit der Zerbrechlichkeit. Und ganz gewiss sind sie von einem tiefen Vertrauen geleitet.