Sicherheit

Früher waren „Wohlstand“ oder „Vollbeschäftigung“ die großen Schlagworte. Heute sprechen alle von „Sicherheit“. Für den altkatholischen Priester Heinz Lederleitner ist Sicherheit eng mit Gerechtigkeit verbunden.

Morgengedanken 3.12.2015 zum Nachhören:

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Sicherheit ist zum Modewort geworden. Anlässlich der Flüchtlingsströme und Terroranschläge fühlen wir uns nicht mehr sicher. Tatsächlich war Österreich ein Hort der Sicherheit für viele Menschen. Und auch die, die zu uns kommen oder nach Deutschland weiter reisen, suchen Sicherheit. Ja, es gibt immer noch die Orte, an denen man in eine offene Dose ohne Schloss Geld hinein legt und dafür Rhabarberstangen mitnehmen kann. Gar nicht weit entfernt von dem Ort Spielfeld – Strass, von dem wir in letzter Zeit so viel hören.

Heinz Lederleitner
ist altkatholischer Pfarrer und wird im Februar 2016 zum Bischof der altkatholischen Kirche in Österreich geweiht

Globalisierung des Terrors

Eine Zeit meines Lebens habe ich in Italien verbracht. Damals waren Lenkradschlösser, die mit der Kupplung verbunden waren, eine Selbstverständlichkeit. Das Autoradio war so eingebaut, dass man es immer beim Aussteigen herausnehmen konnte. Überall in Geschäften, Kinos und beim Spazierengehen sah man Menschen mit dem Autoradio unter dem Arm. Um das Jahr 1980 gab es ein Bombenattentat mitten in Rom in unmittelbarer Nähe meines Wohnortes, dem Collegium Germanicum, einem Priesterseminar. Ein Mitstudent wurde damals schwer verwundet und hatte unter den Folgen ein Leben lang zu tragen.

Sicherheit ist wichtig – sehr wichtig. Sie ist aber nicht selbstverständlich. Sie wird dann zum Problem, wenn es an Gerechtigkeit mangelt. Wenn Menschen das Gefühl haben, dass sie nicht bekommen können, was ihnen zusteht, werden manche zu Dieben, andere zu Kriegern oder Terroristen und wieder andere machen sich auf die Flucht vor diesen. Wenn wir also Sicherheit wollen, müssen wir uns für mehr Gerechtigkeit einsetzen. Ohne Globalisierung der Gerechtigkeit kommt es nämlich zur Globalisierung der Unsicherheit, des Terrors und der Angst. Wenn wir also Sicherheit wollen, müssen wir uns für mehr Gerechtigkeit einsetzen.