Der Stieglitz

Wenn es einen „Fisch des Jahres“ gibt - dann gibt es selbstverständlich auch einen „Vogel des Jahres“. Für Kräuterpfarrer Benedikt trifft es sich gut, dass die Wahl für 2016 auf einen „biblischen“ Vogel gefallen ist.

Morgengedanken 29.1.2016 zum Nachhören:

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Seit meiner frühen Kindheit zählen Vögel und deren Beobachtung in freier Natur zu meinen besonderen Leidenschaften. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich lange Zeit am Fenster stehen konnte, um das bunte Treiben des Federvolkes rund um das aufgestellte Futterhäuschen mitzuverfolgen. Und dieses Warten hat sich gelohnt. Denn ab und zu kamen eben auch seltene Arten vorbei, um ihren Hunger zu stillen.

Benedikt R. Felsinger OPraem
ist „Kräuterpfarrer“ und Prämonstratenser-Chorherr in Stift Geras in Niederösterreich

Der Stieglitz, dem heute meine Aufmerksamkeit gilt, ist der Jahresregent für 2016 unter den heimischen Vögeln. Auf alten Tafelbildern sieht man den bunt gefiederten Zeitgenossen manchmal in der Nähe der Darstellungen von Maria und dem Jesuskind. Das hat eine ganz besondere Bewandtnis. Denn mit einem anderen Namen heißt der Stieglitz Distelfink, weil er mit Vorliebe sich an den Samen der stacheligen Gewächse labt. Und somit ist ein Verweis auf die Passion Christi hergestellt, nicht zuletzt auch wegen der Dornenkrone auf dem Haupt Jesu.

Wenn ich einen Stieglitz auch jetzt am Futterhäuschen entdecke, dann erinnert er mich, dass ich mich dem Leid, das mir begegnet, ruhig stellen kann. Ja, es gibt auch die Möglichkeit, die innere tiefe Freude und Dankbarkeit, die ich aus dem Glauben schöpfen darf, trotz mancher schmerzvollen Herausforderung zu bewahren. Denn beides gehört zum Leben dazu.