„Was glauben Sie?“ - Ágnes Heller

1929 erblickte Ágnes Heller als Tochter jüdischer Eltern in Budapest das Licht der Welt. Ihr Vater und enge Verwandte kamen im Holocaust ums Leben. Auch sie wurde als Jüdin verfolgt und entging als Jugendliche nur knapp einer Massenexekution.

Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte Heller zunächst Chemie und Physik, wandte sich aber – fasziniert von den Vorlesungen von Georg Lukacs – der Philosophie zu. Wie Lukacs wurde sie eine unorthodoxe marxistische Philosophin und trat nach dem Ende der Stalin-Ära der kommunistischen Partei bei.

Logos
Samstag, 27.2.2016, 19.05 Uhr, Ö1

„Menschliches und Unmenschliches“

Als 1956 der ungarische Volksaufstand niedergeschlagen wurde, zerschlugen sich damit auch Hellers Hoffnungen auf einen reformierten Sozialismus. Sie übte Kritik an der Parteilinie, wurde ausgeschlossen und verlor ihre Professur an der Universität. Als sie 1968 eine Resolution gegen den Einmarsch der Warschauer Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei unterschreibt, verliert sie auch ihre Stelle am Institut für Soziologie und wird mit öffentlichem Redeverbot belegt. Sie entwickelt eine umfassende Theorie der menschlichen Bedürfnisse und später eine Theorie der Gefühle.

Buchtipp:
Buch, Agnes Heller, „Die Welt der Vorurteile. Geschichte und Grundlagen für Menschliches und Unmenschliches“, Verlag Mediendesign Dr. Georg Hauptfeld

1976 emigriert sie mit ihrer Familie nach Australien, wo sie an der Universität Melbourne Philosophie lehrt. 1986 wird sie Hannah Arendts Nachfolgerin auf deren Lehrstuhl für Philosophie an der New School for Social Research in New York. Nach dem Ende des Eisernen Vorhangs ging sie wieder nach Ungarn, wo sie bis zu ihrer Emeritierung in Budapest lehrte.

Ágnes Heller gilt heute als eine der prominentesten Kritikerinnen der nationalkonservativen ungarischen Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orbán. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Ihr jüngstes Buch trägt den Titel „Die Welt der Vorurteile. Geschichte und Grundlagen für Menschliches und Unmenschliches.“ Johannes Kaup hat mit Ágnes Heller über ihr spannendes Leben, ihren Denkweg, ihre Motive und ihre tiefsten Lebensüberzeugungen gesprochen.

Gestaltung: Johannes Kaup

Logos 27.2.2016 zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar