Gleichheit

Äußerlichkeiten spielen in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle. Wer sich gut präsentiert, hat schon fast gewonnen. Auf die innere Haltung von Menschen wird hingegen nur selten geachtet.

Morgengedanken 27.4.2016 zum Nachhören:

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Auch wenn Franz von Assisi nie öffentlich gegen die Kreuzzüge aufgetreten ist, so liefen sie ihm vom Prinzip her völlig zuwider. Er lebte eine arme Kirche, die keinen Besitz und keine Macht zu verteidigen hatte. Für ihn brauchte man nicht heilige Stätten im Heiligen Land, für ihn waren alle Länder heilig, weil Gottes Gegenwart überall ist. Und ebenso ist Gottes Ebenbild in jedem Menschen, wenn man in sein Herz schaut.

Ursula Rapp
ist Islambeauftragte der Diözese Feldkirch und Leiterin des Instituts für Religionspädagogische Bildung der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule „Edith Stein“ in Feldkirch

Radikale Gleichheit

Franziskus bewirkte keine Massenbekehrungen, auch nicht das Ende der Kreuzzüge oder gar die Besitzlosigkeit der Kirche. Er hatte keine sichtbaren Erfolge vorzuweisen, und wohl auch deshalb wurde ihm bewusst, dass es nicht auf dieses Äußere ankommt, sondern auf die innere Haltung. Denn in dieser Haltung stehen wir vor Gott. Diesen Glauben teilt er mit dem Islam: Gläubige Menschen stehen in erster Linie vor Gott, vertrauen ganz in Gottes Barmherzigkeit.

In der Begegnung mit Anderen braucht es die Haltung radikaler Gleichheit. Jede Überheblichkeit, jedes Gefühl, selbst besser zu sein, ist Gift. Zu glauben, man habe selbst den wahreren Glauben, ist der erste Schritt, den oder die andere zu verachten. Nur radikales Gleichsein ermöglicht Anerkennung.