Respekt

Wo Vorurteile herrschen, ist eine echte Begegnung nicht möglich – dies wäre aber eine Voraussetzung für gegenseitigen Respekt. Ursula Rapp erinnert daher heute an ein weiteres großes Vorbild für den christlich-muslimischen Dialog.

Morgengedanken 28.4.2016 zum Nachhören:

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Franz von Assisis geschwisterliche Begegnung mit muslimischen Menschen war jahrhundertelang verloren in der Kirche. Ja, Franz von Assisi war kein Erfolgsmensch, aber trotzdem oder deswegen einer der beeindruckendsten Heiligen der Kirche.

Ursula Rapp
ist Islambeauftragte der Diözese Feldkirch und Leiterin des Instituts für Religionspädagogische Bildung der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule „Edith Stein“ in Feldkirch

Eigene Religion wiederentdecken

Erst etwa 650 Jahre später begegnete ein Christ dem Islam auf ähnliche Weise. Es war Charles de Foucauld, auf den sich zahlreiche Ordensgemeinschaften berufen. Er war Offizier und wurde nicht zuletzt wegen seines überheblichen und ausschweifenden Lebenswandels in das französisch besetzte Algerien versetzt.

Im Kampf trifft er zum ersten Mal auf muslimische Menschen und ist tief beeindruckt, weil sie sich auch als Gefangene, in dieser entwürdigten, erniedrigten Situation, vor Gott auf die Erde werfen und beten. Er erlebt, wie diese Menschen durch ihren Glauben Würde bewahren. Er spürt die Kraft des Glaubens dieser Menschen, die in der ständigen Gegenwart Gottes leben. Dies lässt ihn selbst neu daran glauben, dass es – wie er es später formuliert – etwas „Größeres und Wahrhaftigeres gäbe als das Treiben der Welt“.

Auch durch die Lebensgestaltung und die Spiritualität der Andersgläubigen können Menschen ihre eigene Religiosität und Religion wiederentdecken.