Bekehrung

In jüngster Zeit war immer wieder davon zu hören: Gar nicht so wenige Musliminnen und Muslime in Österreich wollen zum Christentum übertreten. Auch von Flüchtlingen werden, so wird berichtet, immer wieder Fragen in diese Richtung gestellt.

Morgengedanken 29.4.2016 zum Nachhören:

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Der französische Forscher, Offizier und spätere Mönch Charles de Foucauld lebte als Priester und Eremit in der Wüste Algeriens unter Muslimen und in engem Kontakt mit Tuarekstämmen. Er lernte, in der Wüste zu leben, lernte den Tuarekdialekt, er wollte diesen Menschen Bruder sein, wie einer von ihnen. Dabei hat er sich nicht intellektuell oder theologisch mit dem Islam auseinandergesetzt, nein, er wollte den Menschen begegnen, ihresgleichen sein auf menschlicher Ebene, ihnen seine Probleme erzählen können und auch ihnen zuhören.

Ursula Rapp
ist Islambeauftragte der Diözese Feldkirch und Leiterin des Instituts für Religionspädagogische Bildung der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule „Edith Stein“ in Feldkirch

Innere Stimmigkeit

Für de Foucauld war klar, wenn es überhaupt eine Bekehrung der Andersgläubigen gibt, dann nur dadurch, dass wir zuerst das Evangelium leben, das wir selbst zu Hause sind in dem, was wir leben. Und das ist nicht etwas, das wir nach außen tragen, sondern das wir im Verborgenen leben.

Charles de Foucauld lebt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer Welt, die von Wissenschaft, Forschung und vom Erfolg der Missionierung geprägt war. Er lebt etwas, das nicht in seine Zeit passte, er plädiert nicht für Erfolgszahlen, sondern für innere Stimmigkeit. Er hat gewusst, nur aus dieser Stimmigkeit, dieser Authentizität heraus können wir auf die Anderen zugehen. Alles andere macht uns unglaubwürdig und verunsichert uns.