Binde.Glied

Grenzen werden oft ganz willkürlich gezogen und richten sich danach, wer mehr Geld oder Macht hat. Manche Grenzen gibt aber einfach die Landschaft vor - die Mur im Süden, die March im Osten oder der Inn im Westen - und dazwischen – Brücken, die diese Grenzen überwinden und beide Seiten miteinander verbinden.

Morgengedanken 11.5.2016 zum Nachhören:

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Wenn von Grenzen die Rede ist, entstehen sofort Bilder ins unserem Kopf, heutzutage und in unserem Land besonders: Grenzen gehören geschützt und verteidigt, Grenzen trennen und schließen aus, Grenzen schließen uns von anderen ab.

P. Gerwig Romirer
ist Prior im Benediktinerstift St. Lambrecht. Er leitet das Begegnungszentrum „Schule des Daseins“

Auf Augenhöhe

Doch die Grenze hat auch eine zweite Funktion: Sie verbindet nämlich - zwei verschiedene Länder oder zwei Nachbargrundstücke ebenso wie Kulturen oder Weltanschauungen, sie kann zum Bindeglied werden und zu einem Ort der Begegnung.

Wäre es doch möglich, die Grenze nicht nur als Trennlinie zu sehen, als hohen, unüberwindbaren Zaun, sondern auch als Bindeglied zwischen verschiedenen Einstellungen und Gedanken. Da können dann Menschen verschiedenster Herkunft und Gesinnung einander mit Respekt begegnen - auf Augenhöhe und in Reichweite, um voneinander etwas zu erfahren und um übereinander etwas zu lernen. Und vor allem, um miteinander zu entdecken, dass schlicht und einfach das Menschsein es ist, das uns über alle Grenzen hinweg verbindet.