Bei mir ist das Glück eingezogen

Wie leer die Wohnung plötzlich ist, wenn ein Haustier stirbt oder – viel mehr noch – wenn ein geliebter Mensch plötzlich nicht mehr da ist. Doch dann stehen plötzlich zwei Flüchtlinge vor der Tür! Der „Heilige Geist“, so heißt es, weht, wo er will.

Morgengedanken 16.5.2016 zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Meine Freundin Michaela hatte Glück. Nach dem Tod ihrer langjährigen Wohnungskollegin waren die Zimmer zu groß und zu leer gewesen. Sie war drauf und dran auszuziehen, aber eine wirklich passende Alternative war noch nicht in Sicht.

Veronika Prüller-Jagenteufel
ist katholische Theologin und Leiterin des Pastoralamtes der Erzdiözese Wien

Vertriebenen Heimat geben

Da standen in der Sozialeinrichtung, in der sie Mitarbeiterin ist, eines Tages zwei Flüchtlinge zu viel vor der Tür, und ihr war klar: Die beiden können bei mir einziehen. Seither lebt Michaela mit einem syrischen Mutter-Tochter-Paar zusammen, die Tochter ist ca. 25, die Mutter etwa doppelt so alt. Meine Freundin sagt: Bei mir ist das Glück eingezogen. Der Freundeskreis hilft mit, den Neuankömmlingen das Leben in Österreich zu erleichtern: Einladungen zum Essen und zu Unternehmungen sorgen neben dem intensiven Deutschkurs für Beschäftigung. Die wachsenden Freundschaften trösten, wenn die Angst um die Familienmitglieder, die noch in Aleppo leben, wieder einmal riesengroß wird.

Die Bibel bezeichnet den Heiligen Geist, den die Kirchen zu Pfingsten ehren, auch als einen Tröster. Wer Vertriebenen Heimat gibt, ist nach meiner Überzeugung ein von diesem Geist erfüllter Mensch und wie meine Freundin oft auch ein glücklicher.