Sich selbst in den Dienst stellen

„Ent-Solidarisierung“ war eine Zeit lang ein oft gehörter Vorwurf gegen die „moderne Gesellschaft“: Vollkommen egoistisch schauen die Menschen – angeblich – nur auf sich selbst.

Morgengedanken 17.5.2016 zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

„Für Ihren Vater wäre jetzt ein echter Lagerungspolster gut. Wenn es Ihnen recht ist, bringe ich morgen einen mit. Den gibt’s im Leihservice der Pfarre“, sagte die Mitarbeiterin eines professionellen Hilfsdienstes, nahm die Sache in die Hand – und ich war wieder eine kleine Sorge los.

Veronika Prüller-Jagenteufel
ist katholische Theologin und Leiterin des Pastoralamtes der Erzdiözese Wien

Wirkungen des Heiligen Geistes

Mehrfach wurde uns so unkompliziert geholfen. In dieser Zeit, als ich mich um meinen alternden Vater kümmern durfte, habe ich neu schätzen gelernt, wie viel Hilfe ganz einfach und unbürokratisch zur Verfügung gestellt wird, nicht nur, aber oft über Pfarren und auch ganz privat. In unserer Pfarre ist es die große Garage einer pensionierten Heimpflegerin, die als Umschlagplatz dient. Inzwischen sind die Dinge, die ich nach dem Tod meines Vaters dorthin gebracht habe, schon längst wieder gereinigt und weitergegeben.

Solche Hilfe lebt davon, dass zumindest ein paar Menschen nicht nur Geld oder Sachspenden abgeben, sondern sich selbst in den Dienst stellen. Das können wohl vor allem solche, die keine Angst haben, im Leben zu kurz zu kommen. Ihre Großzügigkeit gehört für mich in meinem christlichen Glauben zu den Wirkungen des Heiligen Geistes.